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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Ausser man tut es …

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Umweltfreundliches Verhalten hat viel mit Aufmerksamkeit und wenig mit lautstarken Protesten oder überbordender Bürokratie zu tun. Wer sich für die Umwelt einsetzen will, hat heute zahlreiche Möglichkeiten. Möglichkeiten, die von uns allen, Konsumentinnen und Konsumenten, Mieterinnen- und Mietern wie von Haus- und Grundeigentümern genutzt werden können. Stichworte saisongerechtes Einkaufen, richtiges Lüften, um im Sommer zu kühlen und im Winter Wärme in der Wohnung zu halten, Nutzung neuer Technologien. Mit anderen Worten, die Menschen in unserem Land leben umweltbewusster als noch vor 20 Jahren. Dennoch läuft die Gesetzesmaschinerie weiterhin auf Hochtouren. Jüngstes Beispiel: der Entwurf für ein Gesetz zur Erhaltung der Biodiversität.

Stichwort «einheimische Ressourcen schonungsvoll nutzen.» Ein wertvolles Baumaterial, das für den Bau im Minergiestandard bestens geeignet ist, ist Holz. Unsere Wälder werden unter dem Grundsatz der Nachhaltigkeit gepflegt: Es wird nur so viel Holz geerntet wie nachwächst. Jährlich wachsen im Schweizer Wald etwa zehn Millionen Kubikmeter Holz nach, geerntet werden aber nur etwa fünf Millionen Kubikmeter. Der Grund: die Nachfrage ist immer noch geringer als das Potential. Das sollte sich ändern.

Geändert haben sich bereits seit 2015 die Schweizer Brandschutzvorschriften. Auch Mehrfamilien- und Hochhäuser können mit Holz errichtet werden. Das erste Hochhaus aus Holz steht in Risch Rothrist.

Wälder sind ausserdem CO2-Senker. Walderhaltung und nötigenfalls Ersatzaufforstungen, um die Waldfläche zu erhalten, ist daher durchaus im Sinne des Klimaschutzes. Die neuste Idee, CO2-Zertifikate für Wälder auszustellen und dafür das Holz nicht ökonomisch zu nutzen, ist allerdings widersinnig. Holzschlag ist wesentlich für die kontinuierliche Erneuerung des Baumbestandes. Bei der Nutzung dieses vielseitigen Werkstoffes steht Ökologie in jeder Hinsicht im Einklang mit Ökonomie. CO2-Zertifikate für den Wald zerstören diese Harmonie.

Neophyten

Weder ökonomisch noch ökologisch kommt der Gesetzesentwurf zur Bekämpfung von exotischen Pflanzen daher. Ohne Zweifel sind invasive, d.h. andere Pflanzen aggressiv verdrängende Pflanzen und Tiere, zu bekämpfen. Tigermücken oder Kirschessigfliegen den Kampf anzusagen, ist sicher richtig. Auch heftige Allergien auslösende Pflanzen wie Ambrosia sollen möglichst ausgerottet werden. Allerdings sollte man sich klar sein, dass es «einheimische» Pflanzen im eigentlichen Sinne nicht gibt. Die «Heimat» unserer Kartoffeln und Tomaten ist Südamerika. Zahlreiche Blütenpflanzen und Sträucher in unseren Gärten und auf den Balkonen wurden willentlich importiert. Die Geranien auf dem klassischen Bild eines Riegelbaus im Sommer stammen aus dem südlichen Afrika. Ihr einheimischer Verwandter ist der Storchschnabel.

Neophyten sind oft wärmeliebende Pflanzen, die aus südlichen Gegenden «einwandern». Die meisten sind weder schädlich, noch verdrängen sie aggressiv andere Gewächse. Diejenigen, den es in unseren Breiten zu warm wird, werden nicht durch sie verdrängt, sondern von den höheren Temperaturen. So verschiebt sich Waldgrenze nach oben. Gleichzeitig müssen wir damit rechnen, dass aus dem Mittelland nach und nach Nadelhölzer in höhere Regionen «abwandern». Mit anderen Worten, die Pflanzendecke ethnisch zu säubern, ist ein sinnloses Unterfangen, denn es ist ein Kampf gegen die Natur, der nicht zu gewinnen ist.

Leider scheint es auch so, dass der politische Kampf gegen überbordende Bürokratie und Gesetzesflut ebenfalls nicht zu gewinnen ist. Die in Vernehmlassung befindliche Revision des Umweltschutzgesetzes stipuliert eine Art Gartenpolizei, welche dem Sommerflieder, dem Schneeball oder dem Kirschlorbeer zu Leibe rücken soll. Gartenbesitzer sollen unter Strafandrohung verpflichtet werden, ihre Gärten entsprechend auf eigene Kosten zu «säubern».

Die geltende Freisetzungsverordnung verbietet gentechnisch veränderte, pathogene oder gebietsfremde Organismen. Diese konsequent zu bekämpfen, ist zweckmässig. Eine Liste mit mehr als hundert Pflanzen zu erstellen, die seit mehreren Jahrzehnten, ja Jahrhunderten in unseren Gärten gedeihen sprengt jede Verhältnismässigkeit.

Autor

Martin Farner-Brandenberger

Kantonsrat und Präsident Hauseigentümerverband Region Winterthur

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