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Das Potenzial von Einliegerwohnungen

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Es ist sinnvoll den Bau eines Einfamilienhauses nicht nur auf die aktuelle Familiensituation mit zwei bis drei Kindern auszurichten, sondern spätere Nutzungsmöglichkeiten in die Planung einzubeziehen. © Pexels

Einliegerwohnungen machen ungenutzten Wohnraum im Einfamilienhaus nutzbar. Das ist durchaus sinnvoll, zumal Wohnraum immer knapper wird. Im besten Fall wird die multifunktionale Nutzung bereits bei der Planung des Hauses oder später im Rahmen einer Sanierung berücksichtigt.

Die Einliegerwohnung ist eine separate Wohneinheit innerhalb eines Einfamilienhauses mit eigenem Eingang, eigener Küche und eigenem Bad. Die Wohnung sollte unabhängig von der Hauptwohnung genutzt werden können, beispielsweise im Sinne eines Mehrgenerationenhauses: Die Eltern bewohnen die Einliegerwohnung, erwachsene Kinder mit ihren Familien das Haupthaus. Die moderne Variante des Stöckli sozusagen.

Sie kann auch von Pflegepersonal genutzt oder fremdvermietet werden – langfristig als Studio oder je nach Lage und Kapazität als Airbnb oder Ferienwohnung. Als Mietobjekt generiert sie dann Einnahmen, mit denen laufende Kosten gedeckt werden können.

Eine Einliegerwohnung ist somit flexibel nutzbar und kann den Bedürfnissen der Eigentümerinnen und Eigentümer angepasst werden. «Auch der Wunsch nach einem Homeoffice fliesst vermehrt in die Planung von Einfamilienhäusern ein, und für stilles Gewerbe scheinen sich abgetrennte Bereiche ebenfalls gut zu eignen. In diesem Sinne sind Einliegerwohnungen tatsächlich ein wichtiges Thema, um das Potenzial an ungenutztem Wohnraum in Einfamilienhäusern sinnvoll zu nutzen», sagt Caspar Schärer, Generalsekretär des Bundes Schweizer Architektinnen und Architekten (BSA).

Eine Einliegerwohnung kann vielfältig genutzt werden: Zur Vermietung, für Gäste, Pflegepersonal oder später als Alterswohnung, während die erwachsenen Kinder mit ihren Familien das Haupthaus beziehen. © Pexels
Eine Einliegerwohnung eignet sich in einer ersten Phase beispielsweise für die Nutzung als Homeoffice oder für ein stilles Gewerbe wie ein Nagelstudio. © Pexels

Ebenso betont Giuseppe Martino, Leiter Fachbereich Normen und Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA): «Es ist durchaus sinnvoll, den Bau eines Einfamilienhauses nicht nur auf die aktuelle Familiensituation mit zwei bis drei Kindern auszurichten, sondern daran zu denken, wie frei werdende Räumlichkeiten in 20 oder 30 Jahren genutzt werden können.»

Das Konzept der Einliegerwohnung lässt sich dabei mit vielen Nutzungsideen synchronisieren, um das Potenzial von Einfamilienhäusern geschickter zu nutzen, die oft viele Jahre lediglich von einer oder zwei Personen bewohnt werden. Dieses Recht soll niemandem abgesprochen werden. Aber vielleicht bringen kreative Lösungen ja einen ungeahnten Mehrwert. So kann eine Einliegerwohnung unter Umständen wieder etwas Leben und damit eine willkommene Abwechslung in Haus und Garten bringen.

Architektin bringt Gesamtsicht ein

«Eine erste Anlaufstelle für entsprechende Pläne ist sicher die Architektin oder der Architekt. Sie bringen die Gesamtsicht ein, können Wünsche und Ideen kanalisieren. Sie wissen, wie sich eine Einliegerwohnung am besten in das Konzept eines Einfamilienhauses einfügt, sodass ein harmonisches Gesamtbild entsteht – im Aussen- wie im Innenausbau», sagt Caspar Schärer und ergänzt: «Grundsätzlich sollte die bessere Ausnutzung von Wohnraum auch im Interesse einer Gemeinde liegen, die bei Baubewilligungen oder Näherbaurechten durchaus Zugeständnisse machen könnte.»

Idealerweise wird eine Einliegerwohnung bereits beim Hausbau berücksichtigt. Es erleichtert vieles, wenn ein zweiter Eingang von Anfang an eingeplant wurde. Wasser-, Strom- und Heizungsanschlüsse sind in der Regel in allen Geschossen vorhanden, trotzdem müssen die Leitungen insbesondere für Bad und Küche gut aufeinander abgestimmt werden.

«Zudem sind baurechtliche Vorschriften und Normen zu beachten, um die Voraussetzungen für eine eigenständige Wohneinheit zu erfüllen, die sich je nach Kanton und Gemeinde unterscheiden», sagt Giuseppe Martino. «Dazu gehören beispielsweise die Einhaltung von Mindestflächen und Raumhöhen sowie Anforderungen an den Brandschutz. Des Weiteren muss der Tageslichtanteil im Verhältnis zur Wohnfläche stimmen. Liegt eine Einliegerwohnung unter Terrain, ist neben ausreichendem Lichteinfall und der Belüftung die solide Abdichtung gegen Feuchtigkeit ein grosses Thema, um ein gesundes Wohnklima zu gewährleisten. Denn sogar die Behaglichkeit ist in Normen festgelegt.»

«Wird die Idee der Einliegerwohnung erst später ein Thema, kann man diese allenfalls im Rahmen einer energetischen Gesamtsanierung realisieren», betont Caspar Schärer. «Investiert man in Gebäudehülle und Wärmeerzeuger, kann man dabei Fördergelder abholen. Genau darüber stimmen wir am 18. Juni ab.» Konkret über das Klima- und Innovationsgesetz, das eine Unterstützung von 200 Millionen Franken pro Jahr für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer vorsieht, die ihre Öl- oder Gasheizung durch eine Holzheizung oder Wärmepumpe ersetzen oder in die Dämmung ihres Hauses investieren. Diese Fördermittel werden zusätzlich zum bestehenden Gebäudeprogramm ausgerichtet und sind auf zehn Jahre befristet.

Der Bau einer Einliegerwohnung kann mit einer energetischen Sanierung kombiniert werden. © Pixabay

Soziale Auswirkungen einer Einliegerwohnung

«Eine Einliegerwohnung hat aber nicht nur bauliche und finanzielle, sondern auch so­ziale Folgen», sagt Caspar Schärer abschlies­send. «So wird ein bisher privates Haus plötzlich gemeinschaftlich genutzt, was Zugeständnisse erfordert.» Insbesondere für gemeinsam genutzte Bereiche wie Eingang, Garten, Parkplatz, Keller und Waschküche müssen klare Absprachen über Nutzung und Zugänglichkeit getroffen werden, um Konflikte und Missverständnisse zu vermeiden.

Dabei ist es sicher hilfreich, Erwartungen, Rechte und Pflichten im Vorfeld zu besprechen und schriftlich festzuhalten. Offene Kommunikation und die gegenseitige Rücksichtnahme helfen, eine gute Balance zwischen persönlichem Freiraum und gemeinschaftlichem Miteinander zu finden. Es ist sogar ratsam, die Kommunikation auszuweiten und die Nachbarinnen und Nachbarn in diesen Prozess einzubeziehen, um ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu erhalten.

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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