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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Die Gartentafel ist gedeckt

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Kräuter, kombiniert mit Lavendel: Ein guter Mix im Gartenbeet, das auch mal ein Korb sein darf. © Rutishauser AG

Essbares von Strauch und Garten und vieles, das blüht – ein Garten soll nicht nur optisch, sondern auch kulinarisch etwas hergeben. An der Gartentafel dürfen sich auch Insekten und Vögel gerne bedienen. Und wunderschön ist sie auch, die neue Natürlichkeit im Garten.

Den Garten naturnah, aber trotzdem gepflegt zu gestalten, ist zunehmend ein Bedürfnis. Das bestätigt Marianne Meier-Rutishauser, Geschäftsführerin der Rutishauser AG, einer «Blumenfamilie», die seit über hundert Jahren Qualitätspflanzen kultiviert und sich dabei den wandelnden Kundenbedürfnissen anpasst. Und die Bedürfnisse haben sich geändert: Die Förderung der Biodiversität liegt Privatgärtnerinnen und -gärtnern deutlich am Herzen.

«Inzwischen kommt ein Grossteil der Kundinnen und Kunden mit entsprechenden, bereits recht konkreten Fragen auf uns zu», so Marianne Meier. Hobbygärtnerinnen und -gärtner, die bereits gut vorinformiert sind. «Es geht darum, einheimische Sorten auszuwählen, Blumen, die Insekten anziehen. Auch die Nachfrage nach torffreier Erde hat zugenommen sowie nach biologischen Pflanzenschutzmitteln, Insektiziden und Düngemitteln», erklärt Marianne Meier-Rutishauser.

Naschen und einkochen

«Gerade Familien mit Kindern liegt nebst dem Säen und Pflanzen auch das Ernten am Herzen, Gemüse und Kräuter aus dem Hochbeet, Beeren und Naschgemüse aus Pflanzenkisten, Früchte zum Einkochen», so Marianne Meier. Und das auch grenzüberschreitend: Gemüseschönheiten können auch gut im Blumenbeet wachsen, Blumen den Gemüsegarten verschönern. Farbiger Krautstiel, roter Federkohl, ein blühender Lauch – das passt wunderbar in ein Blumenbeet, ebenso wie Blühendes in den Gemüsegarten: Ringelblumen, Kapuziner oder Sonnenblumen. An Letzteren erfreuen sich im Herbst auch die Vögel.

Aber auch in den klassischen Balkonkisten sind Mischkulturen willkommen: «Erdbeeren und Chilis, kombiniert mit Duftgeranien, Prachtkerzen oder Bergminze und Salbei – das freut die Bienen, und etwas zum Naschen ist auch dabei», so Marianne Meier. Mit Klettergerüst gedeihen in grösseren Balkonkisten auch Snackgurken, Erbsen oder Bohnen. Und sät oder setzt man im Herbst Spinat, Feldsalat oder Feder- und Chinakohl in die Balkonkisten, machen diese auch im Winter ein schönes Bild. Mehr Natürlichkeit, die gefällt, während beliebte Klassiker zunehmend ausgedient haben.

Vom Holunder lassen sich Blüten und Beeren zu Sirup verarbeiten, Letztere auch zu feinen Konfitüren. © Rutishauser AG
Die Zwergmaulbeere trägt bereits an jungen Pflanzen Früchte, die saftig und süss schmecken. © Rutishauser AG

Alternativen zum Kirschlorbeer

Der Kirschlorbeer zum Beispiel. In Gärten ist er noch häufig zu sehen. Immergrün, winterhart, schnittverträglich und pflegeleicht, ist er eine beliebte Hecke, aber leider nicht unproblematisch. Er gilt als Neophyt, der sich rasch ausbreitet und Wälder in Bedrängnis bringt, da seine Samen von Vögeln verbreitet werden.

Verboten ist der Kirschlorbeer nicht, aber auf der schwarzen Liste «und im Verkauf kaum mehr erhältlich und wenn, dann mit einem entsprechenden Vermerk», so Marianne Meier, die immergrüne Alternativen empfiehlt: «Mispeln beispielsweise, portugiesischer Kirschlorbeer oder Osmanthus, ein buschiger Strauch, der im Frühling ausgiebig blüht und im Mai, Juni einen angenehm süsslichen Duft verströmt.»

Schmackhaftes Wildobst

Wer Insekten und Vögeln ein Angebot schaffen will und gerne auch selber nascht, ist mit Wildobst gut bedient. Auch sie bieten Sichtschutz, wenn auch nicht ganzjährig. «Die kanadische Blaubeere zum Beispiel gibt als Solitär, Hecke oder im Topf viel her – nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich: Die Beeren erinnern an eine Mischung aus Heidelbeere, Mandel und Kirsche», so Marianne Meier.

Die kanadische Blaubeere schmeckt nach Heidelbeeren, Mandeln und Kirschen. © Rutishauser AG

Oder die Kornelkirsche: Ihre Früchte schmecken süss-säuerlich und können gut zu Saft oder Likör verarbeitet werden. Eine weitere Möglichkeit ist der Sanddorn: ein anspruchsloser Grossstrauch, der als Hecke gepflanzt einen guten Sichtschutz bietet. Die dornigen Zweige bieten heimischen Vögeln wertvollen Schutz beim Brüten. Ab August leuchten dann die orangen Früchte, essbar und reich an Vitamin-C. «Die Ernte der kleinen Beeren an den sehr stachligen Ästen gelingt am besten, wenn man die Beeren von abgeschnittenen Ästen pflückt. Und was übrig bleibt, ist wertvolles Vogelfutter.»

Für Profis in der Küche: Sanddorn zu Glace verarbeitet. © Rutishauser AG
Sanddorn ist reich an Vitamin C, die Ernte wegen fieser Dornen aber nicht ganz einfach. © Rutishauser AG

Was ist einheimisch?

Oder die schwarze Maulbeere, ein Strauch mit schönem, rundlichem Wuchs. Sie spendet süsse, brombeerähnliche Früchte – zum Rohessen, Einmachen oder für Konfitüren. Ein weit verbreiteter Strauch, der bereits um 1500 von Westasien nach Europa fand – also inzwischen einheimisch ist. Denn als «einheimisch» gelten Pflanzen, die sich auf natürliche Weise im Inland ausbreiten, und das bereits seit vielen Jahrhunderten.

Trotzdem ist der Begriff natürlich dehnbar, zumal mit der Klimaveränderung auch mediterrane Pflanzen Einzug halten, die für Bienen und Insekten durchaus auch wertvoll sein können. Orientiert man sich an Gärten weiter südlich, so darf man sich hierzulande inzwischen beispielsweise über eigene Kaki, Granatäpfel oder Guaven freuen und natürlich über Zitruspflanzen. Doch während Erstere lediglich einen etwas geschützten Standort benötigen, müssen Letztere noch immer ins Winterquartier.

Pflanz- und Schnitttermine beachten

«Jetzt, im Frühling, ist ein guter Zeitpunkt, um Sträucher und Hecken zu pflanzen. Botanisch gilt der Oktober als beste Pflanzzeit, aber grundsätzlich lassen sich Sträucher das ganze Jahr über pflanzen.» Geschnitten werden sie im Herbst oder Frühling, bevor sie austreiben, anders als Himbeeren und Brombeeren, die direkt nach der Ernte geschnitten werden.

«Der Boden selber sollte immer gepflegt sein, locker, mit Kompost gut genährt, sodass sich Pflanzen gut verwurzeln können und stürmischem Wetter eher standhalten», so Marianne Meiers Empfehlung für extreme Wetterverhältnisse, die ebenso zunehmen wie Hitzesommer. Regenwasser im besten Fall sammeln – dies sorgt in heissen Sommern für wertvolles Giesswasser.

Standortgerechte Pflanzen aus der Region sind resistenter, resilienter auch gegen Schädlinge und Krankheiten. Denn Gift hat im naturnahen Garten längst ausgedient. «Auch hier ist die Nachfrage massiv gestiegen: Kundinnen und Kunden wollen mit Nützlingen oder biologischen Mitteln Läusen, Milben und Krankheiten an den Kragen, mit natürlichem Dünger einen guten Nährboden schaffen. Wir selber stärken mit effektiven Mikroorganismen im Wurzelwerk unsere Pflanzen. Die Pflanzen steigern dadurch ihre Abwehr und sind weniger anfällig. Denn was gesund und kräftig heranwächst, ist später im harten Garteneinsatz ebenfalls widerstandsfähiger», sagt die Expertin abschliessend.

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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