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Die Stadt Winterthur plant auf fremdem Land

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Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Die Stadt Winterthur will den Lindenplatz komplett umbauen. Parkanlagen auf Land, das der Stadt nicht gehört, sollen in Zukunft das Einkaufen und den Restaurantbesuch mit dem Auto verunmöglichen. Zudem soll die Zufahrt von den Wohngebieten im Oberfeld um am Brüelberg blockiert werden. Damit kann auch die Autobahn nur noch mit Umwegen erreicht werden.

Stossend ist, dass die Stadt Parkanlagen auf Flächen plant, die gar nicht ihr gehören. Damit versucht die Stadt, Grundeigentümer vor vollendete Tatsachen zu stellen. Die Grundeigentümer am Lindenplatz wurden zwar angehört, ihre Argumente dann aber komplett ignoriert. Eigentum ist jedoch keine Verhandlungsmasse für städtebauliche Experimente, sondern ein Grundrecht, das respektiert werden muss. Wer in dieser Form in fremdes Land hineinplant, riskiert nicht nur rechtliche Konflikte, sondern zerstört auch Vertrauen in eine verlässliche Stadtentwicklung.

Erreichbarkeit eingeschränkt

Der Lindenplatz lebt davon, dass er gut erreichbar ist. Wer einkauft oder ein Restaurant besucht, will unkompliziert anreisen können. Genau das soll nun verunmöglicht werden: Parkplätze werden gestrichen, Zufahrtswege zum Beispiel von den Wohnquartieren im Oberfeld und am Brüelberg werden blockiert. Die Wülflinger Autobahneinfahrt soll nur noch mit Umwegen erreichbar sein. Was als «Aufwertung» verkauft wird, bedeutet in Wahrheit eine massive Schwächung der Erreichbarkeit. Wülflingen wird, wie andere Stadtquartiere, veröden. Die Wertentwicklung der Ein- und Mehrfamilienhäuser wird negativ beeinflusst werden.

Gefahr für Gewerbe

Vorgesehen ist unter anderem ein Park auf den Parkplätzen der Restaurants und der kleinen Migros-Filiale. Dies mag auf den ersten Blick positiv erscheinen, doch die Realität sieht anders aus. Fehlen die Parkplätze, fehlen die Kunden. Für lokale Gewerbetreibende wie die Bäckerei, die Drogerie, die Apotheke und auch den Migros und die Restaurants mit Sälen bedeutet dies potenziell existenzbedrohende Umsatzeinbussen. Dann kommen auch die anvisierten Fussgänger nicht mehr. Warum sollten sie auch?

Eigentlich gehört das Land der Taverne zum Hirschen: Die Stadt plant trotzdem, was sie will. Bild: Stadt Winterthur

Realitätsferne Planung

Offenbar sind der Stadt die eigenen Pläne selbst nicht geheuer. Das Baudepartement hat die Öffentlichkeit erst ganze acht Stunden vor der Präsentation eingeladen. Den Medien wurde der Anlass aber bereits fünf Tage vorher angekündigt.

Die Pläne zeigen ausladende Zugänge zur Eulach mit einer grossen Treppe zum Wasser. Leider führt die Eulach im Sommer wenig Wasser und beginnt zu stinken. Dies riecht man Sommer für Sommer von der Wülflingerstrasse aus.

Die Planer haben auch nicht beachtet, dass die Produktion der Bäckerei an der Wieshofstrasse ihr Mehl mit 10-Tonnen-Lastwagen angeliefert bekommt. Diese könnten am Lindenplatz nicht mehr in die Wieshofstrasse fahren. Wenn die Anlieferung von der anderen Seite her erfolgen muss, führt die Route direkt an einem Kindergarten vorbei.

Fazit: Ein politisches Projekt mit gravierenden Mängeln

Gewiss, der Lindenplatz ist heute keine Zierde. Gegen eine vernünftige Umgestaltung wäre nichts einzuwenden. Die geplante Umgestaltung sieht auf dem Papier schön aus, doch in der Praxis offenbart sie erhebliche Schwächen. Die Missachtung der Eigentumsverhältnisse, der lokalen Bedürfnisse, die fragwürdige Verkehrsführung und die mangelnde Transparenz im Planungsprozess lassen erhebliche Zweifel aufkommen. Es ist höchste Zeit, dass der Stadtrat von politischen Zielen ablässt und die tatsächlichen Bedürfnisse der Wülflinger Grundeigentümer, Gewerbler und Bevölkerung ernsthaft berücksichtigt. Ohne gründliche Überarbeitung dürfen die aktuellen Pläne nicht umgesetzt werden.

Autor

Christian Hartmann

Vorstandsmitglied Gruppe Wohn- und Grundeigentum des Stadtparlaments Winterthur

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