Wenn es jetzt nicht klappe, den Eigenmietwert abzuschaffen, dann wohl nie mehr. Das sagte Thomas Aeschi, Nationalrat und Fraktionspräsident der SVP, am Podium des Hauseigentümerverbands. Gegner gab es keine.
So einseitig, wie die Gelder für die Kampagnen verteilt sind, war auch die Vertretung auf dem Podium. Laut «Tages-Anzeiger» investiert der Hauseigentümerverband (HEV) sieben Millionen Franken in die nationale Abstimmungsvorlage am 28. September, die Gegner verfügen über gut 350 000 Franken. Ralph Bauert, Geschäftsführer des HEV Region Winterthur, überrascht weniger die Höhe der eigenen Mittel, sondern mehr, wie tief jene des Nein-Lagers sind.
Das sagte er am Rande der eigenen Veranstaltung am Dienstagabend im Gate 27 in Winterthur. Dorthin hatte der HEV Region Winterthur einmal mehr geladen und den Saal gefüllt. Ralph Bauert erläuterte zuerst Fakten zur Abstimmung und nahm danach am Podium teil – als Befürworter wie Nationalrätin Nicole Barandun (Mitte, ZH) sowie die Nationalräte Thomas Aeschi (SVP, ZG) und Beat Walti (FDP, ZH). Die Rolle der Gegner einzunehmen, oblag Moderator Matthias Baumberger mit kritischen Fragen an die Gäste; es war sein erster Auftritt als neuer Präsident der HEV-Sektion. Er politisiert für die Mitte im Stadtparlament Winterthur.
Kein Wort von Eigenmietwert
Für den HEV geht es am 28. September also um viel. Es ist nach 1999, 2004 und 2012 der vierte Anlauf, den Eigenmietwert abzuschaffen. «Auf dem Abstimmungszettel suchen Sie den Begriff aber vergebens», sagte Matthias
Baumberger einleitend. Die Vorlage heisst: «Bundesbeschluss vom 20. Dezember 2024 über die kantonalen Liegenschaftssteuern auf Zweitliegenschaften.»
Damals, kurz vor Weihnachten, machte die nationale Politik dem Hauseigentümerverband das Geschenk und sagte mit – zufällig – je 61 Prozent Ja zum Verzicht auf einen Eigenmietwert für Erst- und Zweitwohnungen. Ein Referendum blieb aus. Jedoch beschloss das Parlament eine Begleitmassnahme: die Möglichkeit für die Kantone, mit einer neuen Liegenschaftssteuer auf Zweitwohnungen wegfallende Einnahmen zu kompensieren.
Worum es geht
Über diese Verfassungsänderung wird nun abgestimmt. Bei einem Nein bleibt auch der Eigenmietwert bestehen. Hoffnung ruht auf der «Kann»-Formulierung, wie auf dem Podium betont wurde – die Kantone könnten eine solche Steuer, in separaten Abstimmungen einführen, müssten aber nicht. Nur ein paar wenige Tourismuskantone zögen eine solche überhaupt in Betracht, sagte Thomas Aeschi, und zählte Graubünden und das Wallis auf.
Weniger Unterhalt, mehr schwarz
Vielleicht begründet dies die zurzeit erwartete Zwei-Drittel-Zustimmung in der Schweiz. Die Umfragen seien deutlich, sagte Ralph Bauert, «wir dürfen aber nicht zu sicher sein», mahnte er. Eine starke Opposition macht aber auch er nicht aus.
Und die Argumente der Gegner, die am gleichen Tag vor die Medien traten, hätten ihn genervt. Laut diesen würden Immobilienbesitzende keine Investitionen in ihre Objekte mehr tätigen, wenn sie diese nicht steuerlich abziehen könnten. Und wenn, dann nur in Schwarzarbeit; genannt wurde eine Zunahme in Höhe einer halben Milliarde Franken. Bereits heute handle es sich lediglich bei 3,5 Prozent der Investitionen in Liegenschaften um werterhaltende Massnahmen, die überhaupt in Abzug gebracht werden könnten.
Abgestimmt wird im ganzen Land, die Zustimmung gemäss Umfragen ist in der französischen Schweiz tiefer als in der Deutsch- und Südschweiz. Als Grund wurde erwähnt, dass der Eigenmietwert dort aktuell noch tiefer angesetzt sei. Beat Walti glaubt jedoch, dass der Bund die Schraube anziehen und diesen Wert erhöhen wird.
Hauptargument auf dem Podium für die Vorlage ist die Möglichkeit, Hypothekarschulden abzahlen zu können. Es
sei falsch, so viele Schuldnerinnen und Schuldner gegen deren Willen zu haben, sagte Nicole Barandun. Ohne Schulden sei man frei und könne zum Beispiel in Aktien investieren, nannte Thomas Aeschi eine Alternative.
Für ihn ist die jetzige Vorlage die letzte Möglichkeit, den Eigenmietwert abzuschaffen. «Die Quote der Hauseigentümerinnen und -eigentümer nimmt ab», stellte er fest. Bei einem Ja rechnet er mit einer Umsetzung innerhalb von zwei Jahren. Bevor diese Steuer aber allenfalls abgeschafft wird, wird sie erhöht: Im Kanton Zürich wird erwartet, dass der Eigenmietwert aufgrund der Neubewertung der Liegenschaften ab 2026 um elf Prozent steigt.
Roland Spalinger, Andelfinger Zeitung
Die Andelfinger Zeitung berichtet in der Ausgabe vom 22. August 2025 über die Veranstaltung "Abschaffung des Eigenmietwerts", welche am 19. August 2025 vom Hauseigentümerverband Region Winterthur durchgeführt wurde. Weitere Informationen und Grafiken zum Eigenmietwert in diesem Online-Artikel von HEV-Geschäftsführer Ralph Bauert: Fakten zur Abschaffung des Eigenmietwerts