Breite Wege, rutschfeste Beläge, schwellenlose Übergänge und ergonomisch erreichbare Pflanzenflächen machen den Aussenraum auch im Alter zugänglich und steigern damit die Lebensqualität. Eine gute Planung ist unerlässlich.
Barrierefreiheit wird oft mit Innenräumen assoziiert. Doch draussen ist sie ebenfalls zentral und entfaltet für viele Menschen eine besondere Kraft: Grünräume beruhigen, bieten Abwechslung, lindern Stress und tun der Seele gut. Zahlreiche Studien belegen diese Wirkung. Aktuell zum Beispiel eine Untersuchung der Empa, die in ihrem Auralab den Einfluss verschiedener Stadtlandschaften auf das menschliche Stressempfinden erforscht hat.
Die Versuchspersonen wurden zunächst gezielt unter Stress gesetzt und danach mittels Virtual-Reality-Brillen in unterschiedliche akustisch-visuelle Umgebungen versetzt. Das Ergebnis war eindeutig und wenig überraschend: Szenarien mit Wald, Wasser und natürlichen Klängen wirkten deutlich erholsamer als solche mit Beton, Verkehrslärm und visueller Dichte. Je mehr menschengemachter Lärm, desto geringer der Regenerationseffekt. Besonders schwach war dieser in rein urbanen Szenen ohne sichtbare oder hörbare Natur.
Was für die virtuelle Stadt gilt, lässt sich direkt auf den eigenen Garten übertragen. Als grüne Oase mitten im Alltag kann er Rückzugsort und Erholungsraum zugleich sein, vor allem für ältere Menschen. Dafür muss er aber sicher und zugänglich sein. Und genau hier beginnt die Herausforderung: Wurzelerhebungen und Unebenheiten auf Wegen werden schnell zu Stolperfallen, und fehlende Handläufe erhöhen die Sturzgefahr. Damit das eigene Zuhause lang nutzbar bleibt, lohnt es sich also, auch den Garten barrierefrei zu gestalten. Voraussetzung dafür ist eine sorgfältige Planung, die je nach Umfang zusammen mit erfahrenen Gartenbauerinnen und Gartenbauern erfolgt. Sie wissen, worauf es ankommt, um durch gezielte bauliche Massnahmen Sicherheit und Komfort im Aussenraum zu schaffen.
Barrierefreiheit beginnt an der Schwelle
Wege, die verbinden
Die Wahl des Bodenbelags ist ebenfalls entscheidend. Grossformatige Platten oder Pflastersteine sind kleinen Formaten vorzuziehen, da sie weniger Fugen aufweisen und somit leichter befahrbar sind. Die Fugen selbst sollten möglichst schmal und eben sein, um Erschütterungen zu minimieren und den Rollwiderstand gering zu halten. Grundsätzlich müssen die Beläge drei zentrale Anforderungen erfüllen:
- Befahrbarkeit: Der Untergrund soll fest, erschütterungsarm und eben sein. Unebenheiten oder weiche Zonen erschweren das Vorankommen mit Rollstuhl oder Gehhilfe erheblich.
- Begehbarkeit: Menschen mit Seh- oder Gehbehinderungen sind auf gut strukturierte, aber gleichmässige Oberflächen angewiesen. Grosse Fugen oder grobe Strukturen können zur Stolperfalle werden.
- Gleitsicherheit: Bei Nässe ist die Rutschfestigkeit entscheidend. Materialien unterscheiden sich hier sehr – glatte Natursteine mit niedriger Rauheit (R-Wert) bergen bei Regen ein höheres Risiko als griffige Betonsteine oder strukturierte Waschbetonplatten.
Besonders gut geeignet sind geschliffene oder geflammte Natur- und Kunststeine, fein strukturierte Waschbetonplatten oder Betonsteine mit gestossenen Fugen. Sie erlauben eine gute Balance zwischen Befahrbarkeit und Trittsicherheit. Hier greift die SIA-500-Norm als Planungsgrundlage. Sie enthält in Anhang B, Tabelle 7, eine detaillierte Übersicht, welche Bodenbeläge für welche Nutzungen geeignet sind.
Wichtig ist die Pflege: Moos, Unkraut oder Algen machen Platten und Pflaster bei Nässe schnell rutschig. Ausserdem können Äste, Büsche oder niedrige Zweige, die in den Weg ragen, zur Stolperfalle werden. Hauptsächlich entlang von häufig begangenen Routen lohnt es sich also, die Pflanzen regelmässig zurückzuschneiden.
Licht vermittelt Sicherheit und Atmosphäre
Zusätzliche Sicherheit bietet eine blendfreie Wegbeleuchtung, die Bodenbeschaffenheit, mögliche Hindernisse sowie Übergänge sichtbar macht. Ideal sind tief montierte Leuchten mit diffuser Lichtverteilung, die den Weg säumen und eine angenehme Lichtstimmung erzeugen. Neben der funktionalen Komponente trägt die Beleuchtung zum Wohlbefinden im Hausinnern bei: Wer abends aus dem Fenster blickt und nicht ins schwarze Dunkel schaut, führt sich sicherer und erlebt den Aussenraum als wohltuende Erweiterung des Wohnens, das gilt übrigens auch tagsüber. Nur schon der Blick in einen schönen Garten entspannt.
Bei der Bepflanzung sind robuste und pflegeleichte Lösungen zu bevorzugen. Vor allem einheimische Pflanzen kommen mit dem regionalen Klima und der Bodenbeschaffenheit gut zurecht, benötigen weniger Pflege, sind widerstandsfähiger und schaffen Lebensraum für Vögel, Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Das tut nicht nur dem Klima gut, sondern ebenso der Seele: Wenn es summt, brummt und zwitschert, wird der Garten zur akustischen und visuellen Oase.
Den Unterhalt des Gartens erleichtern Rasenmähroboter, eine automatisierte Bewässerungsanlage und für gröbere Arbeiten der Gartenbauer aus der Region. Und für Erholung sorgen mehrere Sitzgelegenheiten, idealerweise mit Armlehnen und einer erhöhten Sitzfläche, um das Aufstehen zu erleichtern. Schattige, windgeschützte Standorte steigern den Komfort zusätzlich.
Es gibt also viele Ansatzpunkte, um den Garten barrierefrei und nutzerfreundlich zu gestalten. Mit durchdachter Planung, geeigneten Materialien, unterstützender Technik und einem Gespür für Natur und Ästhetik entsteht ein Aussenraum, der nicht nur funktional, sondern für alle zugänglich und lebensnah gestaltet ist.
Quelle: Teile des Artikels basieren auf dem Fachbeitrag «Barrierefreie Aussenräume» von Felix Käppeli, erschienen im Magazin «g’plus» des Verbands Jardin Suisse. Mit freundlicher Genehmigung.