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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Erneuerbar heizen ist Programm

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Clever kombiniert: erneuerabares Heizsystem mit Solaranlage © EnergieSchweiz, davidschweizer.ch

Vor einem Jahr lancierte EnergieSchweiz an der Swissbau das Programm «erneuerbar heizen», um Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer beim Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme anzuleiten. Wie ist das Programm angelaufen, und was konkret beinhalten Impulsberatungen, die Teil des Programms sind?

Der Schweizer Gebäudesektor verursacht rund einem Drittel der gesamtschweizerischen CO₂-Emissionen. Oder anders gesagt: In 60 Prozent aller Wohngebäude stehen Öl- oder Gasheizungen – das sind rund 900  000 fossile Heizungen, die bis 2050 ersetzt werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Mit dem Programm «erneuerbar heizen» zeigt der Bund, dass der Umstieg von fossilen Heizungen auf einheimische, erneuerbare Energie sehr wirksam ist … und langfristig auch kostengünstig. Das ist ein Argument, das Oliver Mathys, seit fünf Jahren Energieberater bei Stadtwerk Winterthur, ins Feld rücken kann, wenn er eine sogenannte Impulsberatung durchführt, die ein wichtiger Pfeiler des Programms «erneuerbar heizen» ist. Jahrelang war der Eins-zu-eins-Ersatz einer Öl- oder Gasheizung die Regel. «Als Impulsberater zeigen wir die Möglichkeiten an erneuerbaren Heizsystemen auf, prüfen die technische Machbarkeit vor Ort und legen die Grobkosten der Heizsysteme dar», erklärt Impulsberater Oliver Mathys.

Kostenlos und technologieneutral

«Die Impulsberatung ist ein niederschwelliges Angebot für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, wenn es um einen Heizungsersatz geht, eine Energieberatung mit Fokus auf erneuerbare Systeme. In Winterthur ist die Impulsberatung kostenlos. Sie ist in jedem Fall technologieneutral – wir empfehlen also nicht ein bestimmtes System oder Produkt –, und die Beratung ist einfach und rasch durchführbar, verleiht einen ersten Einblick, wohin die Reise führt», erklärt Oliver Mathys.

Für den erfahrenen Energieberater ist die Impulsberatung nicht etwas bahnbrechend Neues. «Eine Impulsberatung läuft mittels Fragebogen sehr strukturiert ab, und der Fokus liegt klar auf erneuerbaren Heizsystemen, was bei der herkömmlichen Energieberatung situationsbedingt nicht immer der Fall ist. Ob Impulsberatung oder herkömmliche Energieberatung – immer gilt es, Vorbehalte abzubauen, zum Beispiel, dass Wärmepumpen auch bestehende Gebäude mit Heizkörpern ausreichend beheizen, nicht in jedem Fall eine Bohrung erfordern und auch für enge Verhältnisse in Keller und Garten infrage kommen. Nebst Wärmepumpen gehören Fernwärme sowie Holzanlagen zu den erneuerbaren Heizsystemen, die teilweise mit Solarwärme kombiniert werden.»

Moderne Luft-/Wasser-Wärmepumpen gewinnen selbst aus minus 25 Grad kalter Luft noch Energie.
Einfache Umstellung: Eine Pelletheizung benötigt nicht mehr Platz als eine Ölheizung.

Weiterführende Beratungsangebote

Beliebt und gefragt sei auch die Kombination eines erneuerbaren Heizsystems mit einer Solaranlage, um den erforderlichen Strom selbst zu produzieren. Eine Impulsberatung kann also auch weiterführende energetische Massnahmen anstossen, sodass in einem zweiten Schritt vielleicht ein GEAK Plus in Betracht gezogen wird, der das Haus als Gesamtsystem betrachtet.

Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) zeigt, wie energieeffizient die Gebäudehülle ist, und wie viel Energie ein Gebäude bei einer Standardnutzung benötigt. «Während die Impulsberatung kostenlos ist, beläuft sich ein GEAK Plus für ein Einfamilienhaus auf rund 2000 Franken, wird aber mit 800 Franken vom Kanton und weiteren 700 Franken von der Stadt Winterthur gefördert, sodass für den Hausbesitzer circa 500 Franken anfallen», erklärt Oliver Mathys.

EnergieSchweiz ist zufrieden

Energieberater Oliver Mathys hat bisher rund 30 von insgesamt 100 Impulsberatungen durchgeführt, die in Winterthur insgesamt stattfanden. Erfreuliche Zahlen. Auch Energie Schweiz ist zufrieden, geht gemäss ersten Umfragen schweizweit von knapp 2000 Impulsberatungen aus, die im 2020 durchgeführt wurden. «Ohne die Corona-bedingte Pause im Frühling wären es sicher noch mehr gewesen», ist Sabine Hirsbrunner, Fachspezia­listin Medien und Politik beim Bundesamt für Energie, überzeugt. Es sei aber zu früh, Aussagen darüber zu machen, ob die Beratungen zu einem Heizungsersatz geführt haben.

«Bisherige Rückmeldungen zeigen, dass die Mehrheit der Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die gleich nach der Beratung die Heizung ersetzten, auf ein erneuerbares System gewechselt haben. Das ist sehr erfreulich. Eine Abschätzung der Impulsberater im Rahmen unserer Umfrage zeigt, dass rund drei Viertel als Folge der Impulsberatung von einem fossilen Wärmeerzeuger auf einen mit erneuerbaren Energien wechseln wollen.»

Erneuerbare Möglichkeiten kennen

Doch nicht alle Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer führen gleich nach einer Beratung einen Heizungsersatz durch. Das sei auch nicht das Ziel, betont Sabine Hirsbrunner. «Wichtig ist, dass man sich frühzeitig informiert und die erneuerbaren Möglichkeiten für sein Haus kennt, bevor man eine neue Heizung installiert. Eine Studie der Stadt Zürich aus dem Jahr 2017 hat aufgezeigt, dass über die Hälfte der Personen, die ein fossiles System gewählt haben, ein nicht fossiles System gar nicht in Erwägung gezogen hat. Das wollen wir mit dem Programm ‹erneuerbar heizen› ändern.» Oliver Mathys zeigt das Potenzial erneuerbarer Energien gerne am Verhältnis von der End- zur Nutzenergie auf: «Als Endenergie bezeichnet man das Heizöl im Tank, den Strom, der aus der Steckdose kommt, oder die Umgebungswärme, die eine Wärmepumpe speist. Nutz­energie hingegen ist jene Energie, die nach der Umwandlung beim Verbraucher zur Verfügung steht, zum Beispiel in Form von warmem Wasser oder Raumwärme. Und während eine Ölheizung für die Produktion von 100 Prozent Nutzenergie 110 bis 120 Prozent Endenergie in Form von Heizöl erfordert, benötigt eine Wärmepumpe für die Produktion der gleichen Menge an Nutzenergie lediglich 25 bis 35 Prozent Endenergie in Form von Strom. Eine Rechnung, die nicht nur deutlich macht, wie klimafreundlich, sondern auch wie effizient der Einsatz erneuerbarer Energien letztlich ist.»

Bei der Fernwärme fliesst Wärmeenergie in Form von Wasser in ein Gebäude und gelangt über einen Wärmetauscher in die Räume.
Einfache Umstellung: Eine Pelletheizung benötigt nicht mehr Platz als eine Ölheizung.

Erneuerbar heizen

Das Programm von EnergieSchweiz soll Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer zum Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme anleiten, zum Beispiel mit einem Vorgehen in sieben Schritten:

  1. Vorausplanen

  2. Impulsberater/in beiziehen

  3. Richtig kalkulieren

  4. Offerten einholen und vergleichen

  5. Behörden informieren

  6. Fördergelder beantragen

  7. Heizung ersetzen

Das nebenstehende Video veranschaulicht die sieben Schritte.

Weitere praktische Infos sowie Kontakte von regionalen Impulsberaterinnen und Impulsberatern gibt es auf
www.erneuerbarheizen.ch

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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