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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Gas-Stilllegung verärgert

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Die Stadt nimmt die ersten Quartiere vom Gasnetz. Der Zeitplan sei zu radikal, findet ein Hausbesitzer in der Siedlung Stadtrain.

Winterthur will bis 2040 weg vom Gas. Schrittweise nimmt die Stadt die Gasleitungen vom Netz.Kürzlich war es ein Kilometer im Mattenbachquartier. Weitere Gebiete folgen. Bis 2033 soll auch die Siedlung Stadtrain, besser bekannt als Birchermüesliquartier, vom Gasnetz. Die Hauseigentümer erhielten Ende Juli einen Brief von Stadtwerk mit der entsprechenden Vorwarnung.

Auch Peter Junker aus Egg hat den Brief erhalten. Sein Vater hat 1933 eine Liegenschaft im Birchermüesliquartier gekauft, die sich noch im Familienbesitz befindet. Dass die Stadt den Gashahn zudrehen will, empfindet er als eine überstürzte Aktion. «Wenn die Stadt bis 2040 klimaneutral werden soll, ist es absolut willkürlich und völlig unverhältnismässig, ein paar tausend Haushaltungen das Gas bereits 2033 oder noch früher abstellen zu wollen», sagt Junker im Gespräch. Er schreibt einen offenen Brief an den Stadtrat. Darin vergleicht er Winterthur mit Basel-Stadt, wo das Gasnetz bis 2037 stillgelegt werden soll. «Das Energiejournal, herausgegeben von ‹energieschweiz›, bezeichnet diesen Schnitt als radikal. Folgerichtig ist der Winterthurer Entscheid als sehr radikal zu bezeichnen», schreibt Junker.

«Umstellung unvermeidbar»

«Ich habe Verständnis für die Situation von Hauseigentümern wie Herrn Junker. Die Energiewende ist notwendig, aber natürlich eine Herausforderung», sagt Juliana Müller, Mediensprecherin von Stadtwerk Winterthur. Aber: «Die Stilllegung der Gasversorgung in Winterthur entspricht den Energie- und Klimazielen der Stadt Winterthur und ist durch verschiedene Abstimmungen 2012 und 2021 demokratisch legitimiert.» Die Klimapolitik werde von Bund und Kantonen vorgegeben. «Um das Ziel netto null Tonnen CO₂ bis 2040 für Gebäudewärme zu erreichen, müssen fossile Heizsysteme, betrieben mit Erdgas oder Erdöl, durch erneuerbare ersetzt werden», sagt Müller. Aktuell stammen rund 60 Prozent der genutzten Gebäudewärme aus fossiler Energie.

Die betroffenen Hauseigentümer würden zehn Jahre vor der Stilllegung mit einem Schreiben informiert. «Aufgrund des kantonalen Energiegesetzes ist die Umstellung auf erneuerbare Gebäudewärme unvermeidbar. So haben die Betroffenen zehn Jahre lang Zeit, um zu überlegen, auf welches System sie umstellen wollen», so die Stadtwerk Sprecherin. Richtschnur für das Vorgehen der Stadt ist der kommunale Energieplan. Hier ist ersichtlich, wann welches Stadtgebiet vom Gas getrennt wird und welche Energieträger neu möglich sind. Die Empfehlung der Stadt für das Quartier laut diesem Plan: eine Kombination zwischen Wärmepumpe und Fotovoltaikanlage.

Alternativen ermöglichen

Mit der Antwort von Stadtwerk ist Junker nicht zufrieden. Die geltenden Sonderbauvorschriften im Birchermüesliquartier würden keine anderen Energieträger zulassen. «Weder Sonnen- oder Windenergie dürfen genutzt, geschweige denn Erdsonden gesetzt werden.» Junker fordert den Stadtrat auf, die Bauvorschriften im Quartier zu lockern. Zudem verweist er auf den demografischen Wandel im Birchermüesliquartier. «Hier wohnt der ‹untere Mittelstand›, ein Grossteil sind Pensionierte. Diese bürden sich mit der Anschaffung einer neuen Heizung finanziell einiges auf. Wir reden da von 30'000 bis 60'000 Franken pro Liegenschaft!»

Unterstützung erhält Junker vom Hauseigentümerverband Region Winterthur. «Dieser Entscheid von Stadtwerk Winterthur traf viele Hauseigentümer aus heiterem Himmel und bedeutet einen finanziellen Schaden, wenn neuere Geräte oder Installationen vorzeitig ersetzt werden müssen. In intensiven Gesprächen mit Stadtwerk konnte der HEV Region Winterthur die Abschreibedauer der Gasinstallationen sowie der -leitungen erhöhen und dadurch eine bessere Restwertentschädigung für die betroffenen Hauseigentümer aushandeln», sagt Ralph Bauert, Geschäftsführer des HEV Winterthur. «Ich bin der Meinung, wenn der Stadtrat die Energieversorgung in einem Quartier kappt, muss er die Möglichkeiten für alternative Heizsysteme ermöglichen. Die Hauseigentümer sollten entweder Wärmepumpen mit oder ohne Erdsonden erstellen dürfen, oder ans Fernwärmenetz anschliessen können.»

Sandro Portmann, Winterthurer Zeitung

Die Winterthurer Zeitung berichtet in der Ausgabe vom 16. November 2023 über die Stilllegung der Gasversorgung im Winterthurer Birchermüesliquartier. HEV-Geschäftsführer Ralph Bauert informiert im Artikel über die Restwertentschädigung die der Hauseigentümerverband für betroffene Hauseigentümer aushandeln konnte und erwartet, dass die Stadt alternative Heizsysteme ermöglicht.

Weitere Informationen zur Stilllegung der Gasversorgung in Winterthur und der vom HEV ausgehandelten Restwertentschädigungen sind in diesem Artikel aufgeführt: Weitere Stilllegungen der Gasversorgung in der Stadt Winterthur

Winterthurer Zeitung vom 16. November 2023

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