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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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«Harte Sachen» im Wasser

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Je weicher das Wasser, desto schonender ist sein Einfluss auf Haushaltsgeräte. © Shutterstock

Kalkrückstände an Armaturen, Kochtöpfen und Duschglaswänden. Die Heizstäbe im Boiler, in der Wasch- und in der Geschirrspülmaschine verkalken ebenso, wenn man nichts dagegen unternimmt. Je nachdem, wo man hierzulande lebt, ist der Kalk mehr oder weniger heftig. Abhilfe schaffen kann ein Enthärtungsgerät.

In der Schweiz sind wir, was das Wasser anbetrifft, eher im harten Bereich. Im Bündnerland und im südlichen Wallis beispielsweise ist das Wasser salzarm und weich. Das Gegenteil ist besonders im Mittelland und im Jura der Fall. Hier ist das Wasser extrem hart. Betroffen sind grosse Teile der Kantone Bern, Aargau, Solothurn, beider Basel, Luzern, Zürich, Thurgau und Schaffhausen.

Abhilfe schafft ein Wasserenthärtungsgerät

Die Folge sind Kalkrückstände an Haushaltsgeräten, die mit Wasser in Berührung kommen und dadurch eine kürzere Lebensdauer haben, wenn man dem Kalk nicht zu Leibe rückt. Kalk belastet bekanntlich auch das Portemonnaie. Verkalkte Heizstäbe im Boiler sind weniger effizient und führen zu einem höheren Energiebedarf. Dasselbe gilt für Geschirrspüler und Waschmaschine, auch wenn diese gewöhnlich über einen lokalen «Enthärtungsvorgang» verfügen. Abhilfe schaffen kann eine Wasserenthärtungsanlage. Sie brauchen wenig Platz. Eine Anlage für ein durchschnittlich grosses Einfamilienhaus kostet ab 2000 Franken.

Wann ist hart zu hart?

Zweifel herrschen auch über den «Grenz­wert» zwischen weichem und hartem Wasser. Die Grenze von weich zu hart liegt bereits bei 21 °fH. In der Schweiz wird das Wasser nach französischen Härtegraden gemessen und in «fH»-Werte eingeteilt. Gemäss Tabelle in diesem Artikel werden Wasser-Werte von 15 bis 25 °fH als «mittelhart» taxiert, darüber als «ziemlich hart» und ab 32 °fH als «sehr hart». Der Schweizerische Verband der Trinkwasserversorger, SVGW, empfiehlt, im Wohnungsbereich keine Enthärtung bei Wasser mit einer Gesamthärte unter 32 °fH. Das wäre dann eine ziemliche Diskrepanz zu 21 °fH.

© Restclean

Die Wahrheit liegt vielleicht in der Mitte. Ebenso wichtig beim Entscheid pro oder kontra ist aber die Sorge um den Energieverbrauch und die Abnützung von Geräten im Haushalt, die mit Wasser in Verbindung kommen. Aber auch der persönliche Wohlfühleffekt wird mit in die Entscheidung fliessen. Textilien werden beim Waschen geschont und weicher, Kaffee und Tee werden mit weicherem Wasser schmackiger. Und: Das Entkalken von Wasserhähnen ist kaum mehr nötig, weisse Flecken an den Glasduschwänden verschwinden fast spurlos.

Übrigens: Mit einem Wasserhärte-Teststreifen kann man die Wasserhärte zu Hause ganz einfach testen!

Von weich bis sehr hart

In der Schweiz werden die Härtebereiche in Grad französischer Härte (°fH) gemessen und verschiedene Härtebereiche unterschieden:

Wasserhärte Härtebereich
0° – 15° fH weiches Wasser
15° – 25° fH mittelhartes Wasser
25° – 32° fH ziemlich hartes Wasser
32° – 42° fH sehr hartes Wasser

Welchen Härtegrad hat das Wasser an Ihrem Wohnort?

Möglichkeiten zur Wasserenthärtung

Ionentauscher …

Einig ist sich die Fachwelt über die Wirksamkeit von Ionentauschern, das am häufigsten angewendete Enthärtungsverfahren. Über eine einfache chemische Gleichgewichtsreaktion werden Kalzium und Magnesiumbestandteile im Wasser durch Natrium ausgetauscht. Das kalkhaltige Wasser durchfliesst ein Austauschermaterial. Wenn dessen Kapazität erschöpft ist, wird es mit Regeneriersalz durchgespült und mit Natrium-Ionen angereichert. Regeneriersalz enthält keine Zusätze wie Fluoride oder Antiklumpmittel, die das hochwertige Austauscherharz beeinträchtigen. Deshalb eignet sich normales Speisesalz nicht für eine solche Anlage.

… oder physikalische Wasserenthärtung

Bei der physikalischen Wasserenthärtung soll mithilfe von magnetischen, elektromagnetischen oder Hochfrequenzfeldern eine Kalk­ablagerung verhindert werden. Diese Methode kommt denn auch ohne chemische Zusätze aus. Die hohe Wasserqualität und die Mineralisierung, so versprechen die Produzenten, sollten weitgehend erhalten bleiben. Die Geräte werden in der Regel beim Wassereingang montiert. Eine Anlage dieser Form ist etwas günstiger als eine Wasserenthärtungsanlage mit Salz. Wie bereits erwähnt, scheiden sich die Geister über die Wirkung der physikalischen Wasserenthärtung.

Gerät braucht wenig Platz

Der Platzanspruch von Ionentauschern ist gering. Im Handel sind Geräte, die auf die individuellen Wasserhärten abgestimmt sind oder justiert werden können. Massgeblich bei der Gerätewahl ist der Spitzenvolumenstrom, das heisst, wie viel Kubikmeter Wasser pro Stunde fliessen, und die durchschnittliche Höhe des Tagesverbrauchs. Viel Platz brauchen die Geräte so oder so nicht. Selbst in einem kleinen Keller lässt sich eine Wasserenthärtungsanlage mit Filtrations-, Enthärtungs- und Korrosionsschutzvorrichtung installieren. Wichtig: Die Geräte müssen von einem konzessionierten Sanitärinstallateur angeschlossen werden. Zur Montage gehört auch ein Anschlussmodul.
Eine Anlage wird gewöhnlich einmal im Jahr gewartet. Je nach Wasserverbrauch muss Salz in regelmässigen Abständen (gewöhnlich vier Mal im Jahr) nachgefüllt werden. Die Lebensdauer einer Wasserenthärtungsanlage liegt zwischen fünfzehn bis zwanzig Jahren.

Und zu guter Letzt. Ob hartes oder weiches Wasser: Das hat nichts mit guter oder schlechter Wasserqualität zu tun. Beides eignet sich als Trinkwasser. Brauer achten ebenfalls auf die Wasserbeschaffenheit. Der unterschiedliche Gehalt an verschiedensten Salzen prägt den Charakter des jeweiligen Brauwassers und verleiht ihm je nach Härte eine besondere Eignung für die Produktion bestimmter Biere. Für helle, relativ bittere und hopfenaromatische Biere wird sehr weiches Wasser benötigt. Härteres Wasser dagegen wird für dunkle, malzaromatische Biere benötigt.

Je nach Wasserverbrauch muss Salz in regelmässigen Abständen (gewöhnlich vier Mal im Jahr) in die Enthärtungsanlage nachgefüllt werden. © BWT AQUA AG

Die Vor- und Nachteile auf einen Blick

Die Vorteile

  • geringere Verkalkung von Duschtrennwänden und Plattenbelägen, Boiler, Waschmaschinen, Duschbrausen, Armaturen und Leitungen
  • geringerer Waschmittelverbrauch
  • Schutz der Wäsche
  • positiver Effekt auf Haut und Haaren
  • intensiverer Kaffee- und Teegeschmack

Die Nachteile

  • teilweiser Entzug der Mineralstoffe (Ionen)
  • höhere Natriumwerte im Wasser (Ionen)
  • hygienische Beeinträchtigung des Trinkwassers bei unzureichender Kontrolle und mangelhaftem Unterhalt der Enthärtungsanlage
  • eventuelle Geschmacksveränderung beim Trinkwasser

Die Kosten

Die Kosten für die Enthärtungsanlagen in der Schweiz sind abhängig vom Modell, von der zu enthärtenden Wassermenge und der Technologie. Bei den Preisen handelt es sich um unverbindliche Durchschnittspreise.

Anschaffungskosten: Für ein Einfamilienhaus muss mit einem Anschaffungspreis von 3500 bis 4000 Franken (inklusive Einbau) gerechnet werden.

Betriebskosten: Salz (ab rund 50 Franken pro Jahr), Strom und Abwasser (ab rund 10 Franken pro Jahr)

Wartungskosten: Jährliche Generalwartung (ab rund 350 Franken)

Quelle: www.cohatec.ch


NACHGEFRAGT

Interview: Enthärtungsanlage – Funktionsweise ist entscheidend

Alain Faust
Produktmanager Enthärtungsanlagen Haustechnik, BWT AQUA AG

Es gibt verschiedene Modelle und Grössen von Enthärtungsanlagen: Was empfehlen Sie für ein durchschnittlich grosses Einfamilienhaus?

Alain Faust: Entscheidend bei der Auslegung von Enthärtungsanlagen sind drei Grössen: Als Erstes ist es sicher wichtig, die Ein- und Ausgangswasserhärte zu kennen. Dann sollte man wissen, wie gross die Summe des Verbrauchs ist, also wie viel Wasser während eines Tages verbraucht wird. Aus diesen beiden Werten ergibt sich die benötigte Kapazität. Der Enthärter sollte spätestens nach sieben Tagen regenerieren (Hygienevorschriften vom SVGW) – eine grosse Kapazität ist also nicht unbedingt besser, da somit regeneriert werden muss, ohne dass die Kapazität dies erfordern würde.

Als Letztes ist der zu erwartende Spitzendurchfluss, wenn also alle möglichen Verbraucher gleichzeitig Wasser beziehen, zu kennen. Dabei geht es darum, dass der Druckverlust durch die Anlage nicht zu gross wird, denn ein hoher Druckverlust führt zum Beispiel zu unangenehmen Temperaturschwankungen, sobald andere Verbraucher öffnen und schliessen.

Im Einfamilienhaus reicht in der Regel eine Einsäulenanlage. Das heisst, dass man während der Regeneration für ca. eine Stunde nur hartes Wasser zur Verfügung hat. Da dies normalerweise nachts geschieht, wird es kaum bemerkt.

Etwas konkreter und mit Zahlen: Nehmen wir eine Enthärtung von 35  °fH auf 10 °fH an, das heisst, wir enthärten um 25   °fH. Pro Person können täglich mit ca. 150   Liter gerechnet werden – für einen Vierpersonenhaushalt also 450  Liter täglich. Zur Bestimmung der notwendigen Kapazität würde ich den Verbrauch von vier bis fünf Tagen nehmen – dies wären im Beispiel also ca. 2 m3. Als Kapazität wird nun das Produkt aus Menge und Enthärtungsgrad gerechnet, also 25 °fH  ✕   2 m3  =  50°fH  ✕   m3. Dies ist mit 10 bis 20 Litern Ionenaustauscherharz problemlos zu erreichen. Bei geringeren Mengen ist dies mit erhöhtem Salzverbrauch oder eben täglicher Regeneration auch zu schaffen.

Der Salzverbrauch für ein Einfamilienhaus wird im Normalfall bei ca.   80 bis 120 Kilogramm im Jahr liegen – dieser Wert ist jedoch stark vom Konsum und von der Wasserhärte abhängig. Die Wartungskosten sind wahrscheinlich bei jedem Gerät individuell einrichtbar, abhängig davon, ob präventiv etwas unternommen wird oder ob man einfach auf Defekte wartet und diese dann behebt. Zu beachten ist dabei natürlich immer, dass wir bei Wasser vom wichtigsten Lebensmittel überhaupt sprechen.

Ist beim Betrieb einer Enthärtungsanlage der Wasserverbrauch erheblich höher?
Für die Regeneration wird Salz in Wasser gelöst und durch den Ionenaustauscher geleitet und danach mit Spülwasser wieder ausgespült. Je nach Grösse und Effizienz der Anlage können da bis zu 200 Liter für eine einzelne Regeneration verwendet werden. In unserem Beispiel von vorhin also ca. 300 Liter pro Woche, was etwa 10 Prozent zusätzlich bedeutet.

Über die Frage, ab welcher Wasserhärte eine Enthärtung des Wassers nötig ist, streiten sich die Geister?
Klar, wer solche Anlagen vertreibt, setzt diesen Wert möglichst tief an, manch anderer legt da weit höhere Werte fest. Sicher ist, dass es sich nicht bloss um eine technische Notwendigkeit, sondern auch immer um persönliche Vorlieben handelt. Im Einfamilienhaus macht es technisch wahrscheinlich etwa ab 30 °fH Sinn, darunter geht es wohl mehr um Komfort. Die Grenzen sind aber sicherlich fliessend, denn nicht überall sind die Gegebenheiten gleich. Während früher eher grosszügig dimensioniert wurde, sind heute Armaturen besonders fein konstruiert und entsprechend anfälliger für Ablagerungen.

Gibt es auch die Möglichkeit, das Wasser an bestimmten Geräten individuell zu enthärten (z. B. Duschkopf, Wasserhahn Küche)?
Jein! Der technisch primäre Grund für die Enthärtung ist der Schutz der Installation insbesondere der Wassererwärmung, da Kalk dort schnell ausfällt. Dies ist direkt bei den Entnahmestellen natürlich nicht mehr zu schaffen.

Geht es nur darum Ablagerungen an der Dusche zu verhindern, so würde ich eine Vollentsalzung und nicht bloss eine Enthärtung machen, diese aber aus Kapazitätsgründen nicht permanent in Betrieb haben. Direkt im Duschkopf integrierte «Enthärter» habe ich zwar schon in der Werbung, auf die Sie wahrscheinlich anspielen, gesehen. Ich halte dies aber für Unsinn. Da diese nicht regeneriert werden, ist schon allein die Kalkmenge, die darin aufgenommen werden könnte, so gering, dass der gesamte Duschkopf beinahe wöchentlich ausgetauscht werden müsste. Nur um eine Vorstellung zu haben: 30 °fH bedeutet, dass 300  Gramm Kalk in einem Kubikmeter Wasser enthalten sind. Würde der Duschkopf dies aufnehmen, würde er damit auch schnell ziemlich schwer.

In der Küche gib es verschiedene Aspekte. Ein Geschirrspüler hat beispielsweise einen kleinen Ionenaustauscher integriert. Deswegen muss da auch Regeneriersalz rein. Das Salz wird nicht über das Geschirr gespült, sondern nur dazu verwendet, um dem Ionenaustauscher dauerhaft zu ermöglichen, Kalzium und Magnesium aus dem Wasser zu nehmen, da diese sich sonst als Schleier ablagern.

Neben dem gebräuchlichen Verfahren (Ionenaustausch) gibt es auch Anbieter von Enthärtungsanlagen mit elek­tromagnetischen- und Hochfrequenzfeldern. Was spricht dagegen bzw. dafür?
Bei den elektromagnetischen Systemen handelt es sich nicht um eine Enthärtung im eigentlichen Sinn, denn alle Bestandteile bleiben im Wasser enthalten. Die Grundidee dahinter ist es, den Kalk so zu stabilisieren, dass er sich in einem Wassererwärmer nicht ablagert, darüber hinaus aber auch nicht mehr.

Der grosse Vorteil liegt sicherlich darin, dass alle Mineralien im Trinkwasser enthalten sind und ausserdem kein Salz und kein Spülwasser verwendet wird. Da wir aber von den ca. 150 Litern, die wir täglich brauchen, im Höchstfall gerade einmal zwei bis drei Liter trinken, spielt dies wohl eine untergeordnete Rolle. Den Komfort, den eine Enthärtungsanlage mit Ionenaustauscher bringt, wie beispielsweise weiche Wäsche, Haare und Haut, können diese Systeme nicht bieten.

Wichtig ist bei allen Systemen, dass der Funktionsnachweis erbracht wurde, denn es gibt unzählige Produkte auf dem Markt, die grosse Versprechen bieten, aber deren effektive Wirksamkeit nur auf dem Glauben der Kunden basiert. Nebenbei kann Kalk auch chemisch gebunden werden, allerdings bedeutet dies, dass etwas ins Wasser eingebracht wird – für Waschmaschinen wird dies bekanntermassen häufig gemacht, doch für Trinkwasser würde ich darauf lieber verzichten.

Fertiges Bier besteht aus über 90 Prozent Wasser. Dessen Qualität und Beschaffenheit ist insofern von entscheidender Bedeutung für die Qualität des Bieres. Was ist besser: eher hartes oder eher weiches Wasser?
Gemäss Brauern verursacht unbehandeltes Wasser einen eher faden Geschmack und einen kratzigen Abgang. Hartes Wasser ist bei den Brauern schon allein wegen der Reinigung der Installationen nicht sonderlich beliebt. Wegen der Wiederholbarkeit nehmen viele Bierbrauer zunächst mittels Enthärtung und anschliessender Umkehrosmose alle Mineralien und Schadstoffe aus dem Wasser und bauen dieses dann reproduktiv so zusammen, wie sie es gerne hätten. Ob Quellwasser oder Grundwasser, wie es in der Werbung oft heisst, spielt also gar nicht eine so grosse Rolle.

Autor

Joseph Weibel

Redakteur HEV Wohneigentümer

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