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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Klimawandel

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Schülerinnen und Schüler demonstrieren seit einigen Wochen auch in der Schweiz gegen den Klimawandel. Sie erheben Forderungen, wollen Taten sehen. Gleichzeitig nimmt in den Medien der Streit zwischen den Klimaforschern zu. Eine Minderheit bestreitet lauthals, dass der Ausstoss von CO2 und Methan seit der Industrialisierung zur Erwärmung des Weltklima beiträgt. Fakt ist, die mittleren Jahrestemperaturen nehmen stetig zu, extreme Wetterereignisse auch. Die Aufgabe der Politik ist es, Forderungen der Bürgerinnen und Bürger ernst zu nehmen, ihren Bedenken Rechnung zu tragen und nachhaltige Lösungen, d.h. Lösungen, die ökologisch, sozial und wirtschaftlich auf lange Sicht tragbar sind, zu treffen.

Die Schweiz ist eine der stärker betroffenen Regionen des Klimawandels. 2017 war es 1,6 Grad wärmer, als es im Durchschnitt von 1961 bis 1990 war. Am grössten ist der Temperaturanstieg in der Arktis. Das sind Messdaten. Sie sind nicht zu bestreiten. Die Schweizer Politik hat gehandelt. Wir haben ein CO2-Gesetz, das eine Lenkungsabgabe für Brennstoffe vorsieht. Die Rückerstattung erfolgt pro Kopf über die Krankenkassenprämie und über die AHV-Lohnsumme an die Unternehmen. Gleichzeitig fliesst ein Teil des Geldes, ordnungspolitisch fragwürdig, in das Gebäudeprogramm. Dieses Programm und insbesondere die steuerliche Begünstigung von energetischen Sanierungen zeigen Wirkung.

Das Energiegesetz des Kantons Zürich verlangt eine Senkung des CO2-Ausstosses pro Kopf der Bevölkerung auf 2,2 Tonnen/Jahr bis 2050 in der Zuständigkeit des Kantons, d.h. im Wärmemarkt, im Gebäudebereich. Diese Regelung entstand als freisinniger Gegenvorschlag zu einer 2000-Watt-Initiative der Grünen im Jahre 2009. Der Regierungsrat wurde verpflichtet, im Energieplanungsbericht nachzuweisen, ob man sich auf Zielkurs befindet. Der jüngsten Ausgabe von 2017, erschienen Anfang Januar 2018, ist zu entnehmen, dass der CO2-Ausstoss sich stärker als der Endenergiebedarf der Gebäude reduziert. Dies, obwohl das beheizte Gebäudevolumen zugenommen hat.

Das hat einerseits damit zu tun, dass Neubauten besser isoliert werden als in den Boomjahren nach 1945. Der spezifische Wärmebedarf pro Kopf der Bevölkerung nimmt dank der Gebäudetechnik kontinuierlich ab. Neubauten werden kaum noch mit fossilen Brennstoffen beheizt. Das gilt insbesondere für Einfamilienhäuser, welche zu 90% mit Wärmepumpenheizungen ausgestattet werden. Aber auch in neuen Mehrfamilienhäusern sind rund drei Viertel der eingebauten Heizungen Wärmepumpen. Längerfristig senkt sich der CO2-Ausstoss durch Raumwärme und Wassererwärmung auf rund eine halbe Tonne pro Person und Jahr. Der Wärmebedarf bestehender Häuser sinkt jährlich um rund ein Prozent. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die energetischen Sanierungen von Altbauten, die Ertüchtigung der Ölheizungen mit modernen Brennwertkesseln und der Ersatz fossiler Energien durch die Hauseigentümer. Von 2012 – 2016 wurden 80'000 Öltanks ersetzt. Sie erbringen seit Jahren auf freiwilliger Basis einen wesentlichen Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstosses. Die Politik hat ganz offensichtlich mit einem Anreizsystem ohne Verbote und technologische Gebote Wirkung erzielt.

Im Energieplanungsbericht wird beklagt, dass bei Altbauten häufig nur im Rahmen eines grösseren Umbauprojektes das fossile Heizungssystem ersetzt wird. Zudem würden meist nur punktuelle Massnahmen wie Ersatz der Fenster oder Dämmungen von Estrich oder Keller vorgenommen. Das hat mit wirtschaftlichen und technischen Bedingungen zu tun. Gemessen an den Resultaten darf man feststellen, wir sind im Wärmebereich auf Zielpfad. Die Hauseigentümer haben zum grössten Teil ihre Hausaufgaben gemacht. Mehr machen kann man immer und wer es sich leisten kann, tut das auch. Klar ist, wie auch immer die Abschaffung des Eigenmietwertes ausgeht, der kantonale Steuerabzug für energetische Sanierungen muss bleiben.

Handlungsbedarf besteht im Verkehrsbereich. Der Umstieg auf Hybrid und elektrisch betriebene Fahrzeuge ist aus gesamtökologischer Sicht nur bedingt eine wünschbare Massnahme. Sie senkt zwar den CO2-Ausstoss bei uns, hinterlässt aber andernorts erhebliche Umweltschäden. Gesamthaft stagniert der verkehrsbedingte CO2-Ausstoss in unserem Kanton. Doch das reicht nicht. Gefordert sind Raum- und Verkehrsplanung. Es sind kreative Lösungen zur Vermeidung des Zuwachses von Pendlerströmen, das Brechen der Stauspitzen im öffentlichen wie im motorisierten Individualverkehr zu finden, mehr Homeoffice-Angebote, Anreize für Carsharing zu schaffen usw. Weiterer Druck auf Hauseigentümer hilft nicht. Das muss sich insbesondere die nationale Politik hinter die Ohren schreiben.

Autor

Martin Farner-Brandenberger

Kantonsrat und Präsident Hauseigentümerverband Region Winterthur

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