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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Komfortabel Wohnen und Kochen

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Arbeits- und Kochfläche auf einer Höhe und kurze Wege sind das A und O einer komfortablen Küche.

Kochen kennt kein Alter – aber im Alter schätzt man eine ergonomisch sinnvoll eingerichtete Küche, die zudem praktisch und auch schön sein darf. Eine gute Küche hat eine Lebensdauer von dreissig Jahren. Wer sich jetzt mit dem Umbau seiner Küche auseinandersetzt, baut sie für die nächsten drei Jahrzehnte. Deshalb lohnt es sich, zusammen mit dem Küchenbauer die «60+-Küche» gut zu planen.

Was spricht gegen eine hindernisfreie Küche? Nichts! Ausser vielleicht der Preis? Gemäss einer Studie der ETH Zürich ist hindernisfreies Bauen nicht per se einfach teuer. Im Gegenteil. 1,8 Prozent der Bausumme macht dieser wertvolle Zusatz aus. Zu wenig, um darüber zu diskutieren, ob man beim Umbau dafür sorgt, dass Kochen auch im dritten Lebensabschnitt Spass macht.

Gute Beleuchtung

Spezialistin Marlies Segenreich von der Segenreich GmbH, leitet unter anderem Kurse zu diesem Thema für Küchenbauer im Auftrag von Küche Schweiz. Die Küchenbauer beraten ihre Kunden, die im dritten Lebensabschnitt sind oder kurz davor, dabei, wie beim Küchenbau in bestehenden Einfamilienhäusern vorzugehen ist. «Man muss immer ein paar Schritte im Voraus denken», sagt sie. Deshalb sei eine detaillierte Abklärung bei der Bauherrschaft vorzunehmen: Abklärung der Fähigkeiten, Bedürfnisse und Lebensumstände, Entwicklung des Gesundheitszustands sowie der Umstand, dass 95 Prozent aller Menschen über 65 Jahre zu Hause leben, und dass der Durchschnitt des Eintrittsalters ins Alters- oder Pflegeheim bei 91 Jahren liegt. Eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit wird in die Planung mit einbezogen, ebenso werden Rollstuhlgängigkeit und eventuelle Sehbehinderungen berücksichtigt. Entscheidend sind die räumlichen Verhältnisse, die einen Umbau natürlich beeinflussen und je nach Dimension die Möglichkeiten einschränken.

95 Prozent leben mit 65 Jahren zu Hause

«Wir sprechen schon lange nicht mehr von ‹altersgerechtem Wohnen›, was nichts anderes bedeutet als komfortabeles Wohnen», betont Marlies Segenreich. Also darf es eine massgeschneiderte, individuelle Lösung sein, ohne Hürden und Barrieren. Der Spass beim Kochen darf nicht vergehen – in keiner Altersgruppe.

Checkliste Küchenplanung für altersgerechtes Wohnen

Marlies Segenreich hat eine Checklist aufgestellt, die bei der Planung hilfreich und wichtig ist und bereits erwähnte und zusätzliche Punkte umfasst.

Der Raum

  • Er muss hell sein, rutschfeste und pflegeleichte Materialien beinhalten
  • Kurze Wege, keine Schwellen; Sitz-, Arbeits- und Essplatz gut einplanen
  • Gute Beleuchtung. Ein 60 Jahre alter Mensch braucht doppelt so viel Licht,
    um die gleiche Sehfähigkeit zu erlangen wie ein 30 Jahre alter Mensch
  • Steckdosen dürfen sich nicht als Stolperfallen entpuppen und müssen gut zugänglich in genügender Anzahl vorhanden sein
  • Der Raum sollte so gross sein, dass die Küche auf Rollstuhlfähigkeit angepasst werden kann.

Die Geräte

  • Halbhoher Einbau von Backofen mit Schwenktüre oder Wagen im Unterbau und mit Selbstreinigungstechnik. Wichtig: Eine Abstellfläche für das Backgut direkt neben oder unter dem Backofen einplanen. Der Geschirrspüler muss ebenfalls auf halber Höhe eingebaut werden. Kein hängender Dampfabzug, sondern ein mit dem Kochfeld gekoppelter Tischlüfter (z. B. Bora Kochfeldabzugssystem)

Die Küche

  • Kurze Wege, ergonomische Fragen abklären (Körpergrössen der Benutzer, Kochgewohnheiten, Arbeitsabläufe)
  • Nur Auszüge beim Mobiliar. Keine Drehtürenschärnke im Unterbau, keine zu hoch angelegten Schränke einplanen. Ebenso wenig (zu) breite Oberschrank-
    türen (Falt-, Schiebe-, Lifttüren)
  • Glasböden statt Holztablare einplanen
Die Kochgeräte, inklusive Geschirrspüler, sind mit Vorteil auf Oberkörper- und Augenhöhe.

Vorausschauend planen

Nachgefragt bei
Marlies Segenreich
Küchenspezialistin

Sie sagen, 95 Prozent aller Menschen über 65 Jahre Wohnen zu Hause. Das würde heissen, wer sein Haus umbaut oder renoviert, muss zwingend alle möglichen Hürden und Barrieren in einem Haus abbauen?
Marlies Segenreich: Ja, das durchschnittliche Eintrittsalter in eine Institution liegt bei über 91 Jahren. Das heisst, Küche und Bad müssen funktionieren, auch wenn wir nicht mehr so beweglich sind. Was für den älteren Menschen mit oder ohne Handicap zwingend notwendig ist, ist für den jüngeren gesunden Menschen einfach eine komfortable Küche, ein komfortables Bad – mit viel Bewegungsfreiheit und einer guten Ausleuchtung.

Schwellen weg, begehbare Dusche, hindernisfreie Küchen, möglichst keine Stufen und Treppen, Wasserhähne mit Sensorsteuerung im Bad und vieles mehr. Da sind Mehrkosten unumgänglich. Wie viel mehr kostet hindernisfreies Wohnen beim Umbau?
Hier muss unterschieden werden, ob ich umbauen muss, weil es eben nicht barrierefrei ist und jetzt die Notwendigkeit dafür besteht, oder ob ich eine in die Jahre gekommene Küche ersetze. Im zweiten Fall entstehen kaum Mehrkosten, jedoch ist der Planungsaufwand grösser, da ich verschiedene Szenarien berücksichtigen muss.

Sprechen wir vor allem von einer hindernisfreien Küche. Wie denkt ein Küchenbauer mit: Muss man ihn auf die neuen Bedürfnisse aufmerksam machen, oder wird der sowieso einen solchen Umbau empfehlen?
Ein versierter Küchenbauer wird Ihnen zuerst mal einen ganzen Fragenkatalog erstellen: Gewohnheiten, Wünsche, Anzahl Personen die kochen, Einkaufsgewohnheiten, Vorstellungen und Wünsche. Dabei müssen auch Fragen zur Lebenssituation beantwortet werden, zur aktuellen und zur möglichen in zehn oder zwanzig Jahren. Eine Küche hat in der Schweiz eine durchschnittliche Lebensdauer von über dreissig Jahren. Der Küchenbauer wird Ihnen zudem die verschiedenen Komfortstufen aufzeigen. Und die Frage nach dem Budget wird eine der ersten sein, um festzustellen, was möglich ist und was nicht.

Was sind die zwingenden Punkte, an die ich denken muss?
Alles Wichtige, was für Sie eine komfortable Küche ausmacht: genügend Bewegungsfreiheit, kurze Arbeitswege, richtige Arbeitshöhe, ausschliesslich Auszüge in den Unterschränken, Oberschränke mit Klappen, Schiebe- oder Lifttüren, sodass sich niemand unnötig den Kopf an offenen Türen stösst. Blendfreie Materialien sind ebenso wichtig wie einfach zu bedienende Geräte. Ein hoch eingebauter Geschirrspüler ist das A und O.

Wer in den dritten Lebensabschnitt eintritt, stellt wahrscheinlich nicht mehr die gleichen Bedürfnisse an eine Küche und deren Einrichtung. Was kommt bei der Planung zuerst: Grösse und Möbel, dann Geräte?
Was in der Regel bleibt, sind die Kochgewohnheiten. Wenn sie jemand sind, der oft mit dem Backofen arbeitet, werden sie das auch künftig beibehalten. Entsprechend muss er platziert sein und braucht direkt daneben oder darunter eine hitzebeständige Abstellfläche. Dass er selbstreinigend sein soll, versteht sich von selbst. Brauchen sie ihn nur einmal im Jahr für die Weihnachtsguetzli, darf es ein günstiges Modell sein und im Unterbau platziert werden. Den Platz auf bester Arbeitshöhe wird dann für das frei, was täglich gebraucht wird. Sie sehen, es gibt nicht die Küche. Die ideale Planung ist von vielen persönlichen Faktoren und natürlich vom gegeben Raum abhängig. Darum sind eine umfassende Beratung und Planung so wichtig und auch etwas wert.

Stichwort Smart Home Living: Kommt man um die digitale Küche nicht mehr herum, oder funktioniert eine Küche nach wie vor auch konventionell?
Auch hier gilt: Wenn Sie Spass an der Technik haben und schon jetzt viel am Handy, am Computer machen, werden Sie die Möglichkeiten, die die neuen Technologien bieten, nutzen wollen. Es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein: Wenn Sie zum Beispiel eine Sehbehinderung haben, werden Sie konventionelle Schaltknebel dem Touchscreen vorziehen. Da die Geräte während der Lebensdauer einer Küche zwei bis drei Mal ersetzt werden, haben diese Entscheidungen auch nicht ganz den gleichen Stellenwert wie die Planung.

Autor

Joseph Weibel

Redakteur HEV Wohneigentümer

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