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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Lüftungsanlagen nachträglich einbauen

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Der nachträgliche Einbau von Komfortlüftungen ist möglich. Im Rahmen von Dachsanierungen lassen sich beispielsweise Zugänge über den Dachboden schaffen. © Airba

Komfortlüftungen sind fester Bestandteil des Minergie-Baustandards. Im Neubau sind sie nicht zwingend, werden aber immer häufiger eingesetzt. Schwieriger wird ihre Integration in bestehenden Gebäuden, obwohl durch Sanierungen Gebäudehüllen immer dichter werden und der regelmässige Luftaustausch als Vorbeugung von Schimmel wichtig ist.

Das Herzstück einer zentralen Komfortlüftung ist ein Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung und zwei Ventilatoren. Es zieht Aussenluft über ein Wetterschutzgitter an der Fassade oder über einen Regenhut auf dem Dach beziehungsweise im Garten ein, filtriert die Luft und führt sie in die Innenräume. Gleichzeitig zieht das Gerät verbrauchte Luft ab, filtriert auch diese, damit der Wärmetauscher nicht verdreckt, und entlässt die Abluft nach draussen. Bei diesem Luftaustausch gibt die Raumluft via Plattentauscher ihre Wärme an die Aussenluft ab.

«Man gewinnt bis zu 90 Prozent der Wärmeenergie zurück, wenn man die Aussenluft mit der Abwärme der fortgeführten Luft erwärmt, und das unabhängig vom Heizsystem», erklärt Dimitri Kapatos, Geschäftsleiter der airba ag in Winterthur, eines auf Lüftungs- und Klimaanlagen spezialisierten Unternehmens. Das heisst: Mit einer Komfortlüftung wird viel Heizenergie eingespart, die beim regelmässigen Stosslüften einfach verpufft.

«Eine Komfortlüftung führt ausserdem die aufbereitete Luft kontrolliert ein, sodass die Innenräume permanent und ohne Zugluft durchlüftet werden», führt Dimitri Kapatos weiter aus. Das kommt vor allem Allergikern zugute, aber auch allen, die in verkehrslastigen Gebieten wohnen oder dort, wo lang andauernde Bauarbeiten viel Lärm und Staub verursachen. Auch wer ganztätig aus dem Haus ist und nicht regelmässig lüften kann, schätzt die Vorzüge einer Komfortlüftung. Durch die dauerhafte Lüftung bleibt auch im Schlafzimmer, ohne das Fenster zu öffnen, die CO2-Konzentration unterhalb des Grenzwerts. Standard ist sie im Neubau, abgesehen vom Minergiehaus, noch nicht – aber zunehmend beliebt.

Beim Neubau werden Lüftungsrohre in die Raumdecken eingelegt und einbetoniert – das ist nachträglich nicht mehr möglich. Andere Lösungen sind aber realisierbar. © Airba
Die Komfortlüftung besteht aus einem Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung und zwei Ventilatoren, das filtrierte Aussenluft (rot) in die Innenräume führt und verbrauchte Luft (gelb) abzieht. © Airba

Nachträglicher Einbau auch möglich

Je dichter die Gebäudehülle, desto grösser die Gefahr von Schimmelpilzen, vor allem in gefangenen Räumen. Dichter werden Gebäudehüllen aber nicht nur im Neubau, sondern nach Fassadensanierungen auch jene bestehender Gebäude. Aufgrund der erforderlichen Leitungsführung ist der nachträgliche Einbau zentraler Komfortlüftungen aber nicht im gleichen Ausmass möglich wie im Neubau. Lüftungsrohre weisen eine Dicke von mindestens fünf Zentimetern (Flachrohr) auf und können nicht nachträglich in vorhandene Raumdecken eingezogen werden.

«Wir haben im Rahmen von Dachsanierungen aber beispielsweise schon Zugänge über den Dachboden geschaffen. In hohen Räumlichkeiten ist eine Aufputzdecke möglich, die die Rohre verschwinden lässt.» Auch Sichtrohre sind möglich, wenn beispielsweise nur einzelne Räume erschlossen werden. Das ist im Wohnbereich, im Gegensatz zum gewerblichen Bau, aber eher wenig verbreitet.

Beim Umbau ist der Einbau einer Komfortlüftung also schwieriger als beim Neubau. «Aber nicht unmöglich, wenn man schlau plant. Wir implementieren bereits eine von zehn Lüftungsanlagen in einen bestehenden Bau, häufig integriert in Umbauarbeiten wie eine Sanierung von Fassaden und Dach.» Bei der Fassadensanierung werden Flachrohre vor dem Isolieren der Wand einfach an der Aussenwand befestigt und so in die gewünschten Räume geführt. Kostenpunkt einer Komfortlüftung: rund 10  000 bis 15  000 Franken ohne die Arbeiten von Sanitärinstallateuren und Elektrotechnikern.

Luftfeuchtigkeit im Lot

Was man auch wissen muss: Mit einer Komfortlüftung gewinnt man zwar 90 Prozent der Wärmeenergie zurück, in der kalten Jahreszeit sinkt aber durch das Aufheizen der Räume die Luftfeuchtigkeit. Das ist auch beim Fensterlüften der Fall, da die kalte Aussenluft im Raum erwärmt und somit sehr trocken wird. Weist die Aussenluft beispielsweise null Grad aus, kann der Anteil der Luftfeuchtigkeit im Raum bis unter 30 Prozent sinken. Das Raumklima ist also nicht nur von der Temperatur, sondern auch von der Feuchtigkeit abhängig. Diese sollte zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Zu wenig Feuchtigkeit trocknet Augen und Schleimhäute aus, zu viel begünstigt Schimmelbildung.

«Neuere Geräte mit einem Enthalpieplattentauscher können inzwischen nicht nur Wärme, sondern auch bis zu 70 Prozent der Feuchtigkeit retourgewinnen», erklärt der Experte. Dabei schlagen sich die Wassermoleküle der abgesaugten Raumluft an den Übertragungsflächen des Wärmetauschers nieder, durchwandern eine Membran und werden auf der Zuluft-Seite von der trockenen Aussenluft aufgenommen. Sofern in der Wohnung auch Feuchtigkeit produziert wird (durch Duschen, Kochen, Wäschetrocknen, Pflanzen), bleibt mit dem Einsatz der Spezialtauscher die Feuchtigkeit im gewünschten Bereich. Bei Bedarf gibt es Möglichkeiten, die Zuluft zusätzlich zu befeuchten. 

Wartung ist wichtig

«Eine Komfortlüftung bietet also nicht ganzjährig ein perfektes Klima», betont Dimitri Kapatos abschliessend. «Lüftungen kühlen zum Beispiel auch nicht. Sie können mit der sogenannten Nachtauskühlung die Temperatur wetterbedingt leicht senken, aber nie das leisten, was eine aktive Kühlung via Kompressor und Kältemittel vermag.» Lösungen gibt es zwar auch hier: Moderne Anlagen können mit einem zusätzlichen Kühlaufsatz ausgerüstet werden und somit die Luft kühlen. Die normale Komfortlüftung ist aber keine Vollklimaanlage und muss regelmässig gewartet werden. Die Filter müssen in der Regel ein bis zweimal jährlich, in sehr stark befahrenen Wohngebieten bis zu viermal jährlich, gewechselt werden. «Gewisse Lüftungen haben bei der Aussenluft zwei Filter, einen Vorfilter für groben Schmutz und eine zweite Filterstufe für Pollen und Feinstaub», erklärt Dimitri Kapatos. Ausserdem soll man alle fünf bis acht Jahre die Lüftungsrohre mit der Kamera inspizieren und wenn nötig durch den Fachmann reinigen lassen sowie regelmässig die Wetterschutzgitter und Regenhüte prüfen, ob Laub oder andere Verschmutzungen diese verstopfen.

Einzelraumlüftung

Nebst einer zentral integrierten Komfortlüftung sind auch Einzelraumlüftungen möglich. Sie sind auch nachträglich einfach zu implementieren und bei gefangenen Räumen nötig, um Schimmel vorzubeugen. In dem Fall wird die verbrauchte Luft über ein im Raum installiertes Lüftungsgerät ausgetauscht, dessen Steuerung häufig mit der Lichtschaltung gekoppelt ist. «Vor zehn Jahren haben wir für gefangene Nassräume viele Einzelrohrventilatoren verkauft. Dann ging die Nachfrage zurück und Komfortlüftungen wurden beliebter.» Nachteil dieser Lösung ist die Nachströmung, die einen Unterdruck und Energiekosten verursacht.

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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