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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Mini-Garten in der Küche

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Einen grünen Daumen braucht es für den Plantcube von Agrilution nicht: Die App benachrichtigt, sobald die Greens erntereif sind – ohne Gentechnik, ohne Chemie. © Agrilution

In smarten Indoor-Gärten wachsen Kräuter, Microgreens, Salate und Tomaten. Beleuchtung und Bewässerung sind automatisiert – einfach Saatkapseln einsetzen und abwarten. Ausprobiert haben wir sie nicht, aber recherchiert, was der Markt an heimischen Gartensystemen bereithält und welche Alternative es sonst noch gibt.

Smarte Indoor-Gärten versprechen den einfachen Anbau von Kräutern, Microgreens, Salaten, aber auch von Kirschtomaten oder essbaren Blüten im Haus, und das ganzjährig. Dazu erwirbt man ein sogenanntes Indoor-Garten-System und passende Saatkapseln. Man spricht von hydroponischen Systemen, wenn die Pflanzen nicht im Erdreich wurzeln, sondern mit einer abgestimmten Nährlösung bewässert werden. Nach vier bis vierzehn Tagen keimen die ersten Pflanzen, nach zwei bis drei Wochen sind die schnellsten erntereif – je nach Pflanzensorte.

Integrierte Bewässerungs- und LED-Beleuchtungstechnologien passen den Wasser- und Lichtbedarf dem Wachstum der Pflanzen automatisch an. Sie sorgen quasi für ein gewächshausähnliches Klima und damit für optimale Wachstumsbedingungen. Gewisse Sorten können mehrfach geerntet werden, andere Produkte sind für die Einmalernte vorgesehen. Grünkost, die in der eigenen Küche wächst, sei nachhaltig, da sie nicht transportiert, gelagert, gekühlt und verpackt werden muss. Ausserdem kann eine gesunde Ernährung optimal unterstützt werden, argumentieren die Anbieterinnen und Anbieter von Indoor-Gartensystemen.

Eine kleine Auswahl

Das Luxusmodell unter den Indoor-Farming-Systemen ist der Plantcube von Agrilution, einer Miele-Tochter. Der vollautomatisierte Gewächsschrank in der Grösse eines Kühlschranks bietet auf zwei Schubladenebenen Platz für je neun Seedbars. Je nach Pflanzplan ist mit dem Plantcube die Ernte von rund einem Kilo Grünkost pro Monat möglich. Er verbraucht ähnlich viel Strom wie ein PC und rund 100 Liter Wasser pro Jahr.

Der Plantcube Living von Agrilution © The Subdivision

Auch Bosch bietet ein Indoor-Gardening-System an. «SmartGrow Life» ist viel kleiner dimensioniert als der Plantcube und nicht nur Kräutergarten, sondern mit der dimmbaren Beleuchtung und den versteckten Wandhalterungen auch ein Blickfang an der Wand. In der Schweiz ist er allerdings nicht erhältlich, und eine Einführung demnächst auch nicht geplant. Auf ein stylisches Äusseres legen übrigens die meisten Produkte Wert, auch die japanischen Akarinas von Farminakitchen zum Beispiel, einer Firma im fribourgischen Schmitten.

Farmsysteme aus Japan: Im Akarina 01 gedeihen hier nebst Basilikum auch Blumen. © Farminakitchen
Schöner Hingucker: Das Gewächshaus an der Wand. © Bosch

Die hydroponischen Gewächshäuser seien in Japan vor allem in städtischen Haushalten sehr beliebt. Der «Akarina 06» kostet 114 Franken, ist aus Holz gefertigt und bietet on top eine Ablage für Gewürze oder Öl- und Essigflaschen. Im Gegensatz zu anderen Systemen sät man hier Basilikum, Rucola oder Petersilie auf den integrierten Nylon-Schwämmen selber aus, «auch weil es wenig nachhaltig wäre, Saatgut aus Japan in die Schweiz zu importieren», erklärt Rebecca Woywod von Farminakitchen. «Nach einmaliger Ernte wasche ich die Nylon-Schwämme aus und säe neue Samen aus. Nach drei bis vier Aussaaten wechsle ich dann auch die Nylon-Schwämme, die bei uns oder im Gartenfachhandel erhältlich sind.»

Nachhaltig produziert

Ein anderes Indoor-Gardening-System aus recyclebarem Kunststoff stammt vom deutschen Unternehmen greenYou. Das ökologisch erzeugte Saatgut ist gentechnisch unbelastet und frei von chemischem Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln. Bei der Erde vermeidet greenYou nach Möglichkeit den Zusatz von Torf und achtet auf einen ausgewogenen pH-Wert, um eine schnelle Keimung und gute Pflanzenentwicklung zu ermöglichen. In der Schweiz ist greenYou bei www.saemereien.ch erhältlich. Der «greenUnit 2.0» kostet 429 Franken inklusive drei Pflanzensorten, der «greenPlot+» 138 Franken mit zwei Pflanzensorten.

GreenYou hat das natürliche Sonnenlicht nachempfunden und mit der Sunlight-LED-Technologie optimiert. © greenYou

Ebenfalls deutscher Herkunft ist das Produkt «Smart Garden Click&Grow» von Emsa, das für die Aussaat von drei beziehungsweise neun Lieblingspflanzen ausgelegt ist, die aus vierzig verschiedenen Sorten ausgewählt werden können. In der Schweiz gibt es «Click&Grow» zum Beispiel bei Microspot, Brack oder Galaxus. Bei Letzterem kostet der «Smart Garden 9» 157 Franken (Stand: 24. August 2021).

Click&Grow ist Genuss in drei Schritten: Pads einfügen, Wasser einfüllen, anschliessen. © Ensa

Weniger smart, aber trotzdem cool

Wem das alles zu smart ist, besorgt sich am besten Carolin Engwerts Buch «Indoor-Ernte. Es geht auch einfach». Die Autorin zeigt mit vielen Tipps und DIY-Anleitungen, wie Keimsprossen und Microgreens, Salate und Gemüse, aber auch Pilze oder Kräuter zu Hause gelingen. Sie bastelt aus einer PET-Flasche eine Giesskanne, die Samen nicht gleich wegschwemmt, und stülpt ein Einmachglas über den Blumentopf, um ein Mini-Gewächshaus zu improvisieren.

Aber ganz so simpel ist die Sache dann trotzdem nicht. Gerade im Winter brauchen Indoor-Pflanzen Licht, und zwar alle Wellenlängen, die das Sonnenlicht zu bieten hat. Deshalb sind in dunklen Wohnungen sogenannte Pflanzenlampen nötig. Oder man schraubt eine Pflanzenlampen-LED in eine gewöhnliche Schreibtischlampe, schreibt die Autorin, die auch weiss, was gegen Schädlinge und Schimmel hilft, und dass Keimsprossen die schnellste und einfachste Möglichkeit sind, frisches Grün auf den Teller zu bringen.

Aber auch Salate und Gemüse gelingen ganz gut. Sogar Wurzelgemüse ist möglich, zum Beispiel Radieschen, die im Mini-Stadium geerntet, komplett in die Salatschüssel kommen. Auch Pak Choi oder Grünkohl kann man versuchen, sogar Rotkohl, wenn man nicht auf den fertigen Kohl wartet, sondern Blatt für Blatt erntet, um Salate oder Suppen damit anzureichern. Wers mag, kultiviert sogar rankendes Gemüse wie Gurken und Bohnen, die am Fensterrahmen hochwachsen, dort viel Licht haben und so zum grünen Vorhang werden.

Etwas herausfordernder scheint die Kultivierung von Pilzen. Sie sind für den Indoor-Garten aber durchaus geeignet, da Pilze nicht unbedingt Licht, aber dann trotzdem die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit benötigen. Am einfachsten gelingt die Pilzzucht mit fertigen Pilzsubtraten. Bei der Arbeit haben Sauberkeit und Hygiene oberste Priorität: also Handschuhe tragen, um die Kulturen nicht mit Bakterien zu verunreinigen. Und so findet man in dem Buch viel Inspiration und zahlreiche Ideen zum Ausprobieren – zum Beispiel wie man von der Süsskartoffel Ableger zieht, von der übrigens nicht nur die Knolle, sondern auch das Laub essbar ist.

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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