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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Providurien

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Die Schweiz hat einen fatalen Hang zu provisorischen Lösungen. Sie werden immer dann vorgeschlagen, wenn sich eine Situation verhärtet hat. Die Folge: Provisorien haben in unserem Land ein langes, oft ein zu langes Leben. Das bekannteste Providurium in der Stadt Zürich ist jenes an der Bahnhofbrücke, das Globusprovisorium auf der Werdinsel. Schon fast vergessen ist, dass auch die Führung des Transitverkehrs durch die Rosengartenstrasse mit einem Verkehrsaufkommen von 56'000 Autos pro Tag einst nur ein Provisorium sein sollte. Es besteht seit 1972. Das soll sich und muss sich ändern. Am 9. Februar haben die Stimmberechtigten im Kanton Zürich die Möglichkeit, sich an der Urne für markante Verbesserung einer in jeder Hinsicht unhaltbaren Situation auszusprechen.

Noch zu Beginn der 1970er Jahren herrschte Euphorie im Nationalstrassenbau. Die Stadt Zürich sollte mit einer zweigeteilten Autobahn, dem sogenannten Ypsilon durch- und unterfahren werden. Schöneich- und Milchbucktunnel entstanden. Der Verkehr vom Schöneichtunnel sollte provisorisch via Bucheggplatz oberirdisch über die Rosengartenstrasse geführt werden, bis dieser Ast des Ypsilon erstellt sein würde. Er wurde nie gebaut. Das Provisorium Rosengartenstrasse besteht seither. Mit unerfreulichen Folgen für Anwohnerinnen und Anwohner, aber auch für die Verkehrsteilnehmenden.

Volksabstimmung 2010

Vor 10 Jahren lehnten die Stimmberechtigten eine Initiative für eine neue Tramlinie auf der Rosengartenstrasse und den Gegenvorschlag des Gemeinderates der Stadt Zürich deutlich ab. Der Stadtrat hatte sich im Vorfeld explizit gegen die Vorlage ausgesprochen. Er hielt eine Lösung für den motorisierten Individualverkehr für unerlässlich. Ein Ausbau nur des öV’s hätte eine Reduktion auf 2 Autospuren mit sich gebracht und zu enormen Stauproblemen auf der Rosengartenstrasse und der Hardbrücke geführt. Mit dem negativen Volksentscheid für eine Einzelmassnahme war der Weg frei für die Ausarbeitung eines Gesamtprojektes.

Gesamtprojekt Rosengarten 2020

Stadt und Kanton Zürich haben in enger Zusammenarbeit das aktuelle Gesamtprojekt entwickelt. Die Zweiteilung der beiden Quartiere Wipkingen und Unterstrass wird aufgehoben. Der übergeordnete motorisierte Individualverkehr wird zwischen Hardbrücke und Bucheggplatz in zwei richtungsgetrennten Röhren unterirdisch geführt. Tunnellösungen sind teuer. Bei beschränkt zur Verfügung stehendem Raum sind sie jedoch die effizienteste Massnahme. Wir werden uns immer mehr daran gewöhnen müssen, dass die Kosten pro Laufmeter Strasse teurer werden. Dem gegen über steht aber langfristiger oberirdischer Platzgewinn, verbunden mit einer Entlastung von Lärm und einer Reduktion von Abgasen in den Wohngebieten. Die Abluft aus den Tunneln wird gereinigt, womit die Luftbelastung auch insgesamt reduziert werden kann.

Von kantonalem Interesse

Die Stimmberechtigten im Kanton muss dieses nur scheinbar städtische Projekt ebenso sehr interessieren wie Bevölkerung in der Stadt. Es handelt sich nämlich um eine kantonale Verkehrsachse. Deren Planung und Bau ist Sache des Kantons. Die Stadt Zürich ist nach wie vor das grösste Arbeitsplatzgebiet im Kanton. Allen Investitionen in den öffentlichen Verkehr zu Trotz wird die Kleinverteilung von Waren wie bisher über den MIV erfolgen. Gewerbetreibenden werden weiterhin mit ihren Lieferwägen unterwegs sein. Ob man mit dem Auto oder mit Zug, Bus und Tram zur Arbeit fährt, hängt wesentlich davon ob, wie weit es von zuhause bis zur nächsten öV-Station ist, ob es dort Park-and-Ride-Anlagen gibt und wie hoch die gesamte Reisezeit im Vergleich ausfällt. Das Rosengartenprojekt bringt keinen Ausbau des Strassenkapazität, wohl aber einen besseren Verkehrsfluss auf der unterirdischen Strasse, einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs und eine erhebliche Verbesserung für das Quartier und seine Bewohnerinnen und Bewohner.

2 x Ja

Das Rosengartenprojekt wird einerseits in einem Gesetz definiert, andererseits muss eine Kreditvorlage bewilligt werden. Es gilt daher, am 9. Februar ein doppeltes Ja in die Urne zu werfen.

Autor

Martin Farner-Brandenberger

Kantonsrat und Präsident Hauseigentümerverband Region Winterthur

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