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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Sind parkierte Autos schlechte Autos?

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Nachdem das Winterthurer Stimmvolk 2015 die Parkplatzverordnung abgelehnt hat, nimmt der Stadtrat dieses Jahr einen neuen Anlauf. Damit wird die Diskussion um gute und schlechte Verkehrsmittel wieder lanciert und wie so oft wird dabei leider auch die ideologische Sicht wieder im Vordergrund stehen. Oft frage ich mich: Dürfen Winterthurerinnen und Winterthurer überhaupt noch ein Auto besitzen und dieses auch parkieren?

In Winterthur sind die Hauptverkehrsachsen am Morgen und am Feierabend oft verstopft. Die Autos und der Stadtbus stehen im Stau, die Velos und E-Bikes weichen auf das Trottoir aus. Diese Problematik ist für alle Beteiligten störend und muss gelöst werden. Eine gute und ausgewogene Lösung sollte dabei die Interessen aller Verkehrsgruppen berücksichtigen und niemanden benachteiligen. Was hat dies aber mit dem Auto zu tun, welches zuhause auf dem Parkplatz steht?

Jedes Auto erzeugt Verkehr und muss verhindert werden. Wenn ich mit gewissen Politikern und selbsternannten Verkehrsexperten diskutiere, höre ich oft diese Aussage und schüttle dabei immer wieder den Kopf. Richtig müsste man sagen: Jedes parkierte Auto erzeugt keinen Verkehr und muss deswegen auch nicht verhindert werden. Dies stimmt umso mehr, wenn es sich nicht um einen Parkplatz im Einkaufszentrum handelt, sondern um den Parkplatz zuhause.

Richten wir unseren Blick also auf die Parkplätze der Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt Winterthur. Wer möchte, sollte in Winterthur ein Auto besitzen dürfen und dieses auch zuhause abstellen können. Und da ein parkiertes Auto für die Stadt auch keine Nachteile gibt, sollten auf dem privaten Grund genügend Parkplätze für die Bewohnenden gebaut werden dürfen. Wenn jemand zu viele Parkplätze baut und diese dann nicht vermieten kann, ist er selber schuld und trägt auch den Schaden. Da er damit der Öffentlichkeit nicht schadet, muss die Stadt die Parkplätze für Bewohnende auch nicht einschränken. Wenn jemand aber zu wenig Parkplätze baut – oder nicht bauen darf – wird durch das Ausweichen auf die blaue Zone der öffentliche Grund übermässig benutzt. Wenn es also überhaupt Einschränkungen bei den Parkplätzen braucht, dann bei der unteren und nicht der oberen Grenze.

Mit einem Augenzwinkern kann man sogar sagen, dass genügend Parkplätze auch zum Umweltschutz beitragen. Wenn eine Familie zwei Autos abstellen darf, dann kann das Familienauto für das Wochenende und die Ferien benutzt werden, während für den Alltag ein kleines, umweltschonendes Auto gefahren wird. Wer dazu als Hobby auch noch einen Oldtimer besitzt, der kann diesen direkt von zuhause ausfahren und muss nicht zuerst mit dem Auto zur dazu gemieteten Garage fahren.

Wenn jemand drei Autos besitzt und diese zuhause parkieren darf, führt das auch nicht zu Mehrverkehr. Wenn ich drei paar Ski besitze, kann ich ja auch nicht gleichzeitig dreimal auf der Piste sein, ich kann aber das jeweils passende Paar nehmen. Ich wünsche mir und der Stadt Winterthur eine sachliche, emotionsfreie Diskussion bei der neuen Parkplatzverordnung und dass dabei die ideologische Brille für eine gute Lösung abgenommen wird.

Autor

Ralph Bauert

Geschäftsführer Hauseigentümerverband Region Winterthur, dipl. Architekt FH, Executive MBA FH, eidg. dipl. Immobilien-Treuhänder

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