Bei einem Diebstahl zu Hause bleiben oft Chaos und Unsicherheit zurück. Versicherungen wie die Zurich kommen für entstandene Schäden auf – wer aber grob fahrlässig handelt, muss mit Kürzungen rechnen. Philipp Heer, Senior Product Manager bei Zurich, klärt die Sachverhalte.
Wie wirkt sich fahrlässiges Verhalten auf den Versicherungsschutz aus?
Leicht fahrlässiges Verhalten hat keinen Einfluss auf den Versicherungsschutz, während grob fahrlässiges Verhalten je nach dem Grad des Verschuldens zu einer Kürzung der Versicherungsleistung führen kann. Es kommt dabei darauf an, wie stark der Schadeneintritt und die Schadenhöhe beeinflusst wurden. Diese Kürzungen stützen sich auf das Bundesgesetz über den Versicherungsvertrag (VVG).
Und wie sieht die Beweislage aus – war es grobe Fahrlässigkeit oder nicht?
Ob es sich um grobe Fahrlässigkeit handelt, wird in der Regel anhand von Polizeiberichten entschieden, zum Beispiel wenn der Modus Operandi einen Einsteigediebstahl durch das offene Fenster zeigt. Es kommt dann auf die genauen Umstände an, wie beim vorherigen Beispiel: Wie lang war das Fenster unverschlossen und wie lang ein Zugang ungehindert möglich? Wie sind die lokalen Verhältnisse: urban oder ländlich? Die Kürzung wird prozentual festgelegt, bei der Einordnung helfen ältere Gerichtsurteile.
Welche Massnahmen empfehlen Sie, um das Diebstahl- und insbesondere das Einbruchrisiko zu minimieren?
Beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses kontrollieren, ob Türen und Fenster geschlossen sind, immer abschliessen, selbst wenn man das Haus nur kurz verlässt. Bei Ferienabwesenheiten Nachbarn, Verwandte und Bekannte darum bitten, ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Abwesenheiten nicht auf Social Media posten, und ansonsten die Empfehlungen der Polizei beachten.
Gibt es spezielle Versicherungsangebote oder Rabatte für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die präventive Massnahmen gegen Einbruch ergreifen?
Von der Versicherung anerkannte Alarmanlagen berechtigen (je nach System) bei Zurich zu gewissen Rabatten. Zu beachten ist aber, dass sich die Prämie für die Diebstahlversicherung aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt: Einbruchdiebstahl, Beraubung und einfacher Diebstahl. Eine Alarmanlage wirkt sich in der Regel nur auf Ersteren aus und nur dann, wenn sie eingeschaltet ist und der Einbruchdiebstahl zu Hause stattfindet. Der Rabatt hängt also vom jeweiligen System ab, und der Einfluss auf die Prämie ist begrenzt.
Gibt es häufige Missverständnisse zum Thema Einbruchschutz, die Sie ausräumen möchten?
Nach einem Einbruch erhalten Kundinnen und Kunden mit einem guten Versicherungsschutz in der Regel schnell und umfassend Ersatz für den finanziellen Schaden. Was oft bleibt, sind eine grosse Unordnung im Haus, Ärger und Zeitaufwand beim Wiederbeschaffen von Dokumenten sowie ein schlechtes Gefühl. Leider werden Alarmanlagen oft erst nach einem Einbruch installiert, anstatt sie frühzeitig als Präventivmassnahme anzuschaffen.
Inwiefern beeinflussen moderne Technologien wie Smart-Home-Systeme den Einbruchschutz?
Aufgrund der Vielfalt der Angebote lässt sich hier kein Trend erkennen. Systeme, die man selbst installieren kann, sind in der Regel nutzlos. Auch Systeme ohne Anbindung an eine Alarmzentrale geben höchstens ein besseres Gefühl, helfen aber im Ernstfall nicht weiter.
Wie arbeiten Sie mit Sicherheitsfirmen oder der Polizei zusammen, um für das Thema zu sensibilisieren?
Wir arbeiten mit Securitas Direct zusammen, wenn es um Alarmsysteme und Überwachung geht, und mit der Firma Waldis Tresore, deren Tresore wir unseren Kundinnen und Kunden bei Bedarf als zusätzlichen Schutz vor Einbruch oder Diebstahl empfehlen. Aber auch andere Produzenten bieten qualitativ hochstehende Tresore an.
Welche Trends oder Veränderungen beobachten Sie in Bezug auf den Diebstahlschutz im Moment?
Es handelt sich um ein altes Gewerbe, das nach althergebrachten Mustern funktioniert und keinen kurzfristigen Trends unterliegt. Nach wie vor gelten die jahrzehntealten Weisheiten: Gelegenheit macht Diebe, und Vorsicht ist besser als Nachsicht.