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Wie gute Dämmung Energie spart und Komfort schafft

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Beim Bauen und Sanieren übernehmen moderne Fassadensysteme eine Schlüsselrolle: Sie schützen die Bausubstanz, verbessern die Energieeffizienz und prägen den Charakter des Gebäudes.

Die Gebäudehülle entscheidet wesentlich darüber, wie viel Energie ein Haus verliert. Wer hier saniert, spart nicht nur Kosten, sondern gewinnt zugleich an sommerlichem Hitzeschutz und erfüllt damit den ersten Schritt des sogenannten Königswegs zu einem energieeffizienten Zuhause.

Der Experte: Beat Bruderer
Vizepräsident des Verbands Dämmen Schweiz und Geschäftsführer der Sager AG

Spricht man von Dämmung, tauchen immer wieder Begriffe wie Lambda-Wert, R-Wert und U-Wert auf. «Dahinter verbergen sich Kennzahlen, die zeigen, wie gut ein Material oder ein Bauteil gegen Wärmeverluste schützt», erklärt Beat Bruderer, Vizepräsident des Verbands Dämmen Schweiz und Geschäftsführer der Sager AG, einer Herstellerin hochwertiger Dämm- und Akustiklösungen. «Der wichtigste Wert ist der Lambda-Wert. Er beschreibt die Wärmeleitfähigkeit eines Materials, also wie leicht Wärme durch einen Stoff hindurchgeht. Je kleiner dieser Wert, desto besser dämmt das Material. Dämmstoffe wie Glas- oder Steinwolle sowie EPS haben besonders niedrige Lambda-Werte und sind gute Isolatoren.»

Der R-Wert wiederum zeigt den Widerstand, den ein Material der Wärme entgegensetzt. Er berücksichtigt neben dem Lambda-Wert auch die Dicke des Materials. Hier gilt: je höher, desto besser. Ein hoher R-Wert bedeutet, dass die Wärme im Haus bleibt und weniger nach aussen verloren geht. Noch wichtiger für Hauseigentümer ist der U-Wert, denn er beschreibt die Wärmedämmung eines ganzen Bauteils, also einer Wand, eines Dachs oder eines Fensters. Ein niedriger U-Wert steht für geringe Wärmeverluste und damit für ein energieeffizientes Haus. In der Schweiz liegen moderne Wände und Dächer bei etwa 0,15 bis 0,25 W/(m²·K). Fenster haben meist etwas höhere Werte, weshalb sie oft die Schwachstellen in der Gebäudehülle darstellen.

Immer mehr spielt zudem der Hitzeschutz eine Rolle. Hier spielt neben einem niedrigen U-Wert vor allem die Wärmespeicherfähigkeit eine Rolle. Materialien wie Holzfaserplatten oder schwere mineralische Dämmstoffe können Wärme aufnehmen und zeitversetzt wieder abgeben. «Dadurch heizen sich Räume weniger schnell auf und das ist ein entscheidender Vorteil bei steigenden Temperaturen», erklärt Beat Bruderer. Zusammengefasst kann man also sagen: kleiner Lambda-Wert, hoher R-Wert, niedriger U-Wert und für den Hitzeschutz möglichst speicherfähige Materialien. So bleibt das Haus im Winter warm und im Sommer angenehm kühl.

Systeme für Fassadendämmung

Diese Kennwerte spielen eine zentrale Rolle bei der Vergabe von Fördergeldern und sie stehen in engem Zusammenhang mit den verwendeten Dämmmaterialien. Ob Holzfaser, Steinwolle oder EPS – jedes Material hat seine Eigenschaften, Stärken und Grenzen. Ebenso entscheidend wie die Materialwahl ist das System, mit dem die Dämmung in die Gebäudehülle integriert wird. Besonders an der Fassade haben sich drei Ansätze bewährt: die Aussendämmung – entweder als Wärmedämmverbundsystem (1a) oder als hinterlüftete Vorhangfassade (1b), die Kerndämmung (2) und, wenn keine andere Lösung infrage kommt, die Innendämmung (3).

Die Reihenfolge entscheidet über den Erfolg: Wird zuerst gedämmt und danach die Heizung erneuert, bringen die Massnahmen den grössten Energiespareffekt.

1a) Wärmedämmverbundsystem (WDVS)

WDVS ist die Standardlösung für viele Fassaden. «Eine Kompaktfassade, die in der Schweiz rund 50 bis 60 Prozent ausmacht, insbesondere bei Einfamilienhäusern. Typisch sind Dämmstoffe wie EPS oder mineralische Varianten wie Glas- oder Steinwolle», so der Experte. Darauf folgt eine Armierungsschicht aus Gewebe, Schienen und Mörtel, die den Aussenputz trägt. Der Aufbau gilt als technisch ausgereift, vergleichsweise kostengünstig und ist entsprechend weitverbreitet. «Gleichzeitig entwickelt sich der Markt in Richtung nachhaltigerer Lösungen: EPS und XPS lassen sich heute besser recyceln, Stein- und Glaswolle können ohnehin wieder in den Materialkreislauf zurückgeführt werden und zunehmend gibt es auch Verfahren, um die Putzschicht sauber und sortenrein abzutrennen.»

1b) Hinterlüftete Vorhangfassade VHF

Eine weitere Möglichkeit ist die hinterlüftete Fassade. «Dabei wird die Dämmung ebenfalls direkt auf das Mauerwerk aufgebracht, meist mineralisch (z. B. Steinwolle, Glaswolle), teilweise auch synthetisch (z. B. EPS, XPS, PUR/PIR). Zwischen Dämmung und Aussenhülle bleibt ein 3,5 bis 5 Zentimeter breiter Spalt, der für Luftzirkulation sorgt und die Feuchtigkeit ableitet», erklärt Beat Bruderer. Für die Verkleidung stehen hier zahlreiche Materialien zur Wahl: In erster Linie Holz aber auch Ausführungen mit Faserzement sind möglich. Ein Vorteil liegt in der Nachhaltigkeit: Hinterlüftete Fassaden lassen sich sortenrein zurückbauen. Das ist zwar aufwendig, aber machbar. «Die Lebensdauer ist mit Wärmedämmverbundsystemen vergleichbar, wobei mineralische Dämmstoffe wie Glas- oder Steinwolle als beständiger gelten als EPS. Wichtig bleibt zudem der regelmässige Unterhalt wie Streichen und Reinigen. Aber auch partielle Sanierungen sind möglich», betont der Experte.

2) Kerndämmung

Früher wurden viele Häuser mit einer zweischaligen Backsteinwand gebaut: einer inneren und einer äusseren Schale. Dazwischen lag ein Luftspalt. In älteren Gebäuden blieb dieser Hohlraum meist leer, erst ab den 1990er-Jahren wurde er zunehmend mit Glas- oder Steinwolle gedämmt. «Heute lässt sich ein solcher Zwischenraum nachträglich dämmen. Über kleine Bohrungen wird das Dämmmaterial, zum Beispiel EPS-Kugeln, Perlite oder Zellulose, eingeblasen. Kugelförmige Dämmstoffe bieten den Vorteil, dass sie nicht an Mörtelresten oder Überständen hängen bleiben und sich gleichmässig verteilen, wodurch Hohlräume weitgehend vermieden werden», erklärt Beat Bruderer. Für ältere Gebäude mit ungedämmten Hohlräumen kann dieses Verfahren bis zu 15 Prozent Energieeinsparung bringen, ohne die Fassade sichtbar zu verändern.

3) Innendämmung

Sie gilt in mehrfacher Hinsicht als anspruchsvoll. Zum einen verkleinert sie den Wohnraum, zum anderen ist sie bauphysikalisch heikel. «Sie wird deshalb meist nur eingesetzt, wenn die Aussenfassade unverändert bleiben muss, etwa bei denkmalgeschützten Gebäuden», sagt Beat Bruderer. Dabei wird an der Innenwand eine Unterkonstruktion angebracht, die den Dämmstoff aufnimmt und mit einer Dampfbremse vor Kondenswasser schützt. Gelangt dennoch Feuchtigkeit in die Schicht und trifft auf die kalte Aussenwand, können Tauwasser und Schimmel entstehen. Eine Innendämmung ist somit eher eine Notlösung, wenn andere Optionen nicht infrage kommen.

Dachdämmung: Welche Massnahmen sinnvoll sind

Nebst der Fassade kann auch das Dach gedämmt und damit Energie eingespart werden. Ob es sich von innen oder aussen dämmen lässt, hängt stark davon ab, ob eine Neueindeckung geplant ist. «Muss das Dach ohnehin neu eingedeckt werden, lohnt sich eine Sanierung von aussen oder eine Aufsparrendämmung. Beide Varianten sind zwar aufwendig und kostenintensiver, bieten aber den besten Wärmeschutz. Besonders die Aufsparrendämmung gilt als hochwertige Lösung, da sie Wärmebrücken vermeidet und die sichtbare Sparrenlage im Innenraum erhalten bleibt», erklärt Beat Bruderer.

Möchte man die Dacheindeckung nicht antasten, lässt sich die Wärmedämmung auch von innen verbessern. Dafür haben sich drei Verfahren bewährt: Bei der Zwischensparrendämmung wird das Dämmmaterial zwischen die Holzbalken eingebracht. Sie gilt als kosteneffiziente Lösung, die sich besonders für Sanierungen eignet – auch wenn die Sparren selbst als Wärmebrücken bestehen bleiben. Die Untersparrendämmung wird zusätzlich von innen angebracht und dient meist als Ergänzung, um Wärmebrücken zu minimieren. «Oder ganz pragmatisch: die Dämmung der obersten Geschossdecke (Estrichdämmung). Sie lässt sich schnell und vergleichsweise günstig umsetzen und reduziert den Wärmeverlust deutlich. Allerdings kann der Dachraum dabei nicht als Wohnraum genutzt werden»,
erklärt Beat Bruderer und sagt abschliessend: «Eine energetische Sanierung folgt keinem festen Schema. Sie hängt von Bauweise, Budget und Prioritäten ab.»

Eine Dämmung des Estrichbodens ist eine einfache Massnahme: Sie erhöht die Behaglichkeit im Haus und senkt den Heizenergiebedarf.

Klar ist jedoch: Dach und Fassade bieten das grösste Einsparpotenzial. Wer hier sorgfältig dämmt, spart Energie, gewinnt ganzjährig an Wohnkomfort und erfüllt damit die erste Etappe des sogenannten Königswegs: «Zuerst wird die Gebäudehülle gedämmt, um Energieverluste zu vermeiden, danach die Heizungstechnik angepasst, zum Beispiel mit einer Wärmepumpe, und abschliessend die Eigenenergie durch Photovoltaik, Speicherlösungen und smarte Steuerungen genutzt», erklärt Beat Bruderer das Konzept «Königsweg e+» von Gebäudehülle Schweiz, das zeigt, wie sich Gebäude in drei Etappen effizient modernisieren lassen.

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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