Ob Rasieren am Morgen oder Zwiebeln schneiden am Abend – gutes Licht in Bad und Küche erleichtert nicht nur die tägliche Arbeit, es steigert zudem Sicherheit, Komfort und Wohnqualität. Worauf es bei der Planung ankommt, erklärt ein Experte der Schweizer Licht Gesellschaft.
Hell für die Arbeit – sanft für den Abend
Das gilt übrigens ebenfalls für die Küche. Rund um den Herd, wo Wasserdampf, Hitze und Fettspritzer auf die Leuchten treffen, gelten besondere Anforderungen. Auch hier braucht es Leuchten mit geeigneter Schutzart und Schutzklasse, in manchen Fällen sogar mit Brandschutzkennzeichnung. Optisch liegt der Unterschied im Vergleich zum Badezimmer in der kernschattenfreien Ausleuchtung von Arbeitsflächen wie Herd, Spüle und Arbeitsplatte. «Wir hantieren mit heissem Wasser, scharfen Messern und heissen Pfannen, hier sollte niemand im Halbdunkeln arbeiten müssen», betont Gino Gabriele von der SLG.
Eine gute Allgemeinbeleuchtung bildet dabei die Basis: Sie sollte den Raum grossflächig und gleichmässig erfassen. «Eine einzelne Deckenleuchte genügt meist nicht. Stattdessen wird das Licht auf mehrere Quellen verteilt, idealerweise so, dass sich die Lichtkegel überlappen. Das reduziert störende Schatten und lässt die Küche insgesamt heller und klarer wirken.»
Für gewerbliche Küchen gibt die Norm SN EN 12464-1 Richtwerte zur Beleuchtungsstärke vor, mindestens 500 Lux auf der Arbeitsfläche. Diese Werte lassen sich ebenso im privaten Bereich als Orientierung nutzen. Wichtig zu wissen: «Die Einheit Lux beschreibt die Menge des auftreffenden Lichts und nicht den subjektiven Helligkeitseindruck. Das heisst, eine anthrazitfarbene Küche kann trotz ausreichender Lux-Zahl dunkel wirken, während eine weisse Oberfläche schnell überstrahlt erscheint. Ein erfahrener Lichtplaner berücksichtigt solche Unterschiede bereits in der Planungsphase», erklärt Gino Gabriele.
Wie im Bad spielt in der Küche die Farbwiedergabe eine zentrale Rolle. Ein hoher Farbwiedergabeindex (Ra 80 oder mehr) hilft, Reifegrad, Garstufe oder Frische von Lebensmitteln besser einzuschätzen. Ausserdem ist der Blendschutz wichtig, vor allem bei eingebauten Leuchten unter Oberschränken. «Je nach Schrankhöhe und Körpergrösse kann das Licht direkt ins Gesicht strahlen. Deshalb sollte der Lichtaustritt zur Rauminnenseite gut abgeschirmt sein», rät der SLG-Experte.
Szenenwechsel mit Licht
In der Küche kommt ein weiterer Aspekt ins Spiel: «Sie ist nicht nur Arbeitsplatz, sondern oft das Herzstück des Hauses und erfordert deshalb eine flexible Beleuchtung», sagt Gino Gabriele. Beim Essen sollte das Licht den Fokus auf den Tisch lenken, wie ein Lichtzelt, das die Speisen ins Zentrum rückt und die Umgebung in den Hintergrund treten lässt. Ideal ist eine Beleuchtung, die zur Form des Tisches passt: zum Beispiel mehrere Pendelleuchten knapp über Augenhöhe oder rund 60 Zentimeter über der Tischplatte. «So entsteht ein angenehmer, diffuser Lichteffekt ohne Blendung.»
Auch im Bad kann Licht je nach Tageszeit unterschiedliche Rollen übernehmen. «Morgens braucht es gutes Licht für Rasur oder Make-up, abends darf es ruhiger werden.» Die Einführung von LED-Technologie hat die Möglichkeiten, verschiedene Stimmungen zu erzeugen, stark gefördert. «LED sparen nämlich nicht nur bis zu 90 Prozent Energie gegenüber früheren Leuchtmitteln, sondern erlauben auch eine ganz neue Flexibilität. «Es gibt diverse intelligente Lichtsysteme, mit denen individuelle Lichtstimmungen einfach programmiert und Bewegungsmuster simuliert werden können, die bei Abwesenheit Präsenz vortäuschen», so Gino Gabriele. Das Licht lässt sich dimmen oder schaltet automatisch aus, wenn niemand mehr im Raum ist. Wer Kinder oder Teenager im Haus hat, wird letztere Funktion besonders schätzen.
LED ist Stand der Technik
LED-Leuchten gelten heute als State of the Art. Sie sind effizient, langlebig und in fast allen Wohnbereichen im Einsatz. Hauptsächlich in Räumen wie Küche und Bad, wo das Licht nicht ständig brennt, halten sie oft über viele Jahre. Doch auch wenn ein Austausch selten nötig ist, sollte man das Lebensende der Leuchten im Blick behalten.
Denn nicht jede LED lässt sich einfach ersetzen. Retrofit-LED – also LED-Leuchtmittel in klassischer Bauform mit Schraubgewinden (z. B. E27, E14) oder Stecksockel – passen mechanisch in viele ältere Fassungen. Sie sind praktisch, weil sie bestehende Leuchten weiter nutzbar machen. Doch aufgepasst: «Sie müssen elektrisch mit dem vorhandenen Betriebsgerät (z. B. Trafo oder Dimmer) kompatibel sein. Ist das nicht der Fall, kann es zu Flackern, Brummen oder vorzeitigem Ausfall kommen.» Anders bei Leuchten mit integrierter LED: «Das Leuchtmittel ist fest verbaut, fällt es aus, muss oft die ganze Leuchte ersetzt werden. Das ist nicht nur teurer als ein einfacher Leuchtmittelwechsel, sondern kann auch aufwendig sein, zum Beispiel wenn Deckenausschnitte exakt wieder bestückt werden müssen und das ursprüngliche Modell nicht mehr erhältlich ist.» Wer vorausschauend plant, berücksichtigt deshalb ein Austauschbudget und setzt bei der Lichtplanung auf fachkundige Beratung. So lassen sich die Möglichkeiten und Grenzen moderner Beleuchtungslösungen frühzeitig erkennen. Denn Licht entfaltet seine Wirkung am besten, wenn es gar nicht auffällt. Und genau das erfordert Erfahrung und Feingefühl.