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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Wie Holzpelletheizung und Solarenergie harmonieren

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Mehr Raum – mehr Platz für das Pelletlager. Es gibt aber auch platzsparendere Möglichkeiten. © OekoFEN

Wärmepumpensysteme sind der grosse Trend bei der Wärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien. Moderne Pelletheizungen arbeiten effizient und umweltfreundlich. «Die Jahreskosten für Pellets sind attraktiv und konkurrenzfähig», sagt Sabine L’Eplattenier-Burri, Geschäftsführerin des Verbands proPellets.ch Und: Eine Pelletheizung lässt sich hervorragend mit einer Solaranlage kombinieren oder ergänzen.

Wenden wir uns zunächst dem Rohstoff Pellets zu. Pellets werden hauptsächlich aus Holzresten hergestellt, die in der Industrie als Sägemehl oder Hobelspähne anfallen. Der trockene Holzrohstoff wird unter hohem Druck zu kleinen zylindrischen Stäbchen, sogenannten Presslingen, gepresst. Die Holzresten stammen mehrheitlich aus Schweizer Sägereien, nur ein kleiner Teil wird aus den Nachbarländern Österreich, Deutschland und Frankreich importiert.

Sabine L’Eplattenier-Burri verdeutlicht diese Aussage: «Beim Kauf von Pellets aus Schweizer Holz finden 100 Prozent der Wertschöpfung hier in der Schweiz statt.» Eine automatische Pelletheizung punktet ihrer Meinung nach mit minimalen Betriebskosten, denn die intelligente Brennstoffbeschickung der Anlage senkt den Verbrauch und sorgt für eine effiziente Wärmeerzeugung. «Die Entsorgung der anfallenden Asche ist bei einem Einfamilienhaus in der Regel ein- bis zweimal pro Heizsaison notwendig.»

Pelletheizung: Gleich mehrere Vorteile

Während bei Neubauten fast ausschliesslich Systeme mit erneuerbaren Energien zur Wärme- und Warmwassererzeugung eingesetzt werden, stellt sich bei bestehenden Gebäuden nicht zuletzt die Frage nach den Investitionen und Möglichkeiten. Eine zentrale Frage kann lauten: Was ist, wenn in einem Haus bereits Heizkörper vorhanden sind? Kann man trotzdem problemlos eine Holzpelletheizung einbauen? Sabine L’Eplattenier-Burri nennt gleich drei Vorteile, wenn es darum geht, die bestehende Heizung zu ersetzen: «Bei Sanierungen entfaltet eine Pelletheizung gleich mehrere Vorteile: Dank des geringen Platzbedarfs der Pellet­feuerung und des Pelletlagers reicht der Raum, den die alte Ölfeuerung und der Öltank beanspruchen, meist problemlos aus.» Die Pelletheizung, so die Geschäftsführerin des Verbands proPellets.ch, sei ein Multitalent. Sie könne jedes bestehende Heizsystem betreiben, egal ob Niedertemperatur (Bodenheizung) oder Hochtemperatur (Radiatoren). «Ein weiterer Vorteil ist die einfache Kombination mit einer Solaranlage.» Und der Kamin? Der müsse je nach Bauart angepasst werden. Verfüge das Haus über einen Kamin aus Chromstahl, müsse nichts verändert werden.

Fertiglager im Freien

Wie sieht es aus, wenn eine Gasheizung durch eine Pelletheizung ersetzt werden soll? Die Gasheizung braucht ja viel weniger Platz als eine Ölheizung. Auch hier gibt Sabine L’Eplattenier-Burri Entwarnung. «Der bestehende Heizraum wird als solcher weiter genutzt, nur der Heizkessel wird ausgetauscht.» In der Anschaffung ist die Pelletheizung teurer. «Der höhere Preis wird aber langfristig durch den günstigeren Brennstoffpreis ausgeglichen.» Einzig die Lagerung der Holzpellets könnte zum Problem werden. Bis zu 10 Tonnen Pellets könnten aber im Heizraum selbst gelagert werden – idealerweise in einem Gewebe- oder Metallsilo. Wenn der Platz im Keller nicht ausreicht, kann man Erdtanks in den Boden einlassen oder ein Fertiglager im Freien errichten lassen. Die meisten Hersteller von Pelletheizungen bieten hierzu interessante Lösungen an.

Der Pelletsvorrat soll im Herbst aufgefüllt werden. Im Winter sind die Fahrzeuge ausgebucht, und der Pelletpreis ist meist höher. © proPellets.ch

Gut dimensioniert

10 Tonnen Presslinge klingen nach viel, und deshalb stellt sich die Frage: Wie gross muss eine Anlage sein, und wie viel Brennstoff wird benötigt, um ein durchschnittliches zweigeschossiges Einfamilienhaus mit Wärme und Warmwasser zu versorgen? Für die Fachfrau vom Verband ist das eine zentrale Frage: «Die richtige Dimensionierung der Pelletheizung ist ein wichtiger Faktor für den späteren Betrieb der Anlage. Ein störungsfreier und emissionsarmer Betrieb ist nur dann gewährleistet, wenn die Leistung des Heizkessels auf die zu beheizende Fläche abgestimmt ist.» Die Broschüre «Bestimmung der Wärmeerzeugerleistung» von Energie Schweiz gibt Auskunft, wie die Dimensionierung bei Sanierungen und Neuanlagen berechnet werden kann. Für Pelletheizungen gibt es eine Faustregel: Heizölverbrauch in Litern mal zwei ergibt die Anzahl Kilogramm benötigter Pellets.

Mehr Raum – mehr Platz für das Pelletlager (links). Aber auch bei begrenzten Möglichkeiten lassen sich Pellets im Kellerbereich lagern. Oder man setzt auf Erdtanks oder ein Fertiglager im Freien. © OekoFEN

Graue Energie? Kaum

Immer wieder ist zu hören, Holzpellets würden vor allem im Ausland produziert, in die Schweiz importiert und verursachten damit graue Energie. Diesem Gerücht hält Sabine L’Eplattenier-Burri wichtige Fakten und Zahlen entgegen. Im Jahr 2022 seien in der Schweiz rund 367'000 Tonnen Pellets produziert worden. Das entspreche über 80 Prozent des Marktvolumens. Der Rest werde aus dem benachbarten Ausland importiert. «Der Kanton Genf zum Beispiel wird von französischen Pelletwerken beliefert, die unweit der Grenze liegen und damit viel näher sind als das nächstgelegene Pelletwerk in der Schweiz. In der Ost- und der Nordwestschweiz werden Pellets teilweise aus dem Schwarzwald oder dem Vorarlberg bezogen.»

Quelle: proPellets.ch, Bundesamt für Statistik

Die Zunahme von Pelletheizungen in der Schweiz zeigt sich an den aktuellen Absatzzahlen, die für das Jahr 2022 auf 434'000 Tonnen geschätzt werden. Das entspricht einem Plus von knapp 4 Prozent gegenüber dem Jahr davor, obwohl die warmen Monate Oktober und November 2022 den Absatz stark reduziert haben. Die Importe wurden trotz hoher Preise auf 112'900 Tonnen gesteigert, was einer Zunahme von 42 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Diese Zunahme ist einmalig, da aufgrund der Kriegslage in Europa die Händler entschieden, mehr Pellets als nötig zu importieren. Im Jahr 2023 hat die Branche bis jetzt sogar weniger importiert als im Jahr 2022.

Für die Herstellung von Pellets gelten strenge Qualitätsanforderungen und ein Mindestwert für den Heizwert. Nadelhölzer lassen sich leichter zu Pellets verarbeiten als Laubhölzer, vor allem wegen des Ligninanteils. Das Lignin sorgt dafür, dass die kleinen Presslinge nicht auseinanderfallen.

Der Preisvergleich

Die Entscheidung für ein neues Heizsystem wird stark vom Preis beeinflusst. Eine Statistik zeigt, dass die Pelletheizung im Vergleich zu Wärmepumpensystemen sehr gut abschneidet. Die Investitionskosten nach Abzug von Fördergeldern und Steuererleichterungen liegen für eine Pelletheizung unter 30'000 Franken. Eine Wärmepumpe mit Erdsonde liegt bei über 35'000 Franken, eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe liegt knapp unter der Pelletheizung. Deutlich günstiger ist nur die Gasheizung, während die Ölheizung im Vergleich sogar etwas teurer ist. Bei den jährlichen Betriebskosten liegt die Pelletheizung an dritter Stelle (durchschnittlich 10'681 Franken pro Jahr). Am günstigsten ist die Erdwärmepumpe mit 8195 Franken, wobei hier die Erhöhung der Strompreise ab 2024 nicht berücksichtigt sind.

Quelle: www.erneuerbarheizen.ch/heizkostenrechner

Stromverbrauch – so wenig wie ein Kühlschrank

Der Stromverbrauch einer Pelletheizung ist marginal, trotzdem lohnt sich die Kombination mit Solarenergie. Dazu empfiehlt proPellets.ch die Kombination mit Solarthermie. Das reduziert die Betriebsstunden der Pelletheizung vor allem in den Sommermonaten. Bei Sonnenschein liefern die Sonnenkollektoren Wärme, die im Warmwasserspeicher gespeichert wird. Reicht die Sonnenwärme nicht aus, heizt die Pelletheizung automatisch nach. Als Faustregel gilt: 1 Quadratmeter Kollektorfläche liefert zwischen 300 und 700 kWh Wärme. Der Energieverbrauch einer Pelletheizung ist marginal und entspricht etwa dem eines Kühlschranks: Bei 2500 Betriebsstunden im Jahr liegt der Verbrauch bei 60 kWh. Zum Vergleich: Eine Wärmepumpe mit Erdsonde verbraucht 9500 kWh pro Jahr, eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe sogar 13'300 kWh pro Jahr. In Kombination mit Photovoltaik und einem kleinen Batteriespeicher könnte eine Holzpelletheizung also autark betrieben werden und wäre bei Energieknappheit intakt.

Autor

Joseph Weibel

Redakteur HEV Wohneigentümer

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