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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Wozu brauchen wir den Kaminofen?

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© HASE Kaminofenbau GmbH

Ein Kaminofen bringt Wärme und Atmosphäre in den Raum. Seine Anschaffung sollte aber gut vorbereitet und beim Neubau sowie bei einer Sanierung möglichst frühzeitig eingeplant werden – im Idealfall bereits in der Rohbauphase.

Ein Kaminofen ist mobil, ähnlich einem Möbelstück, das gezügelt werden kann, im Gegensatz zu einem Cheminée, das fester Bestandteile eines Hauses oder einer Wohnung ist. «Trotz seiner Mobilität sollte die Anschaffung eines Kaminofens möglichst frühzeitig geplant werden – bei einem Neubau im Idealfall bereits in der Rohbauphase und auch bei einer Sanierung so früh wie möglich, vor allem, wenn zusätzlich zur Abgasanlage eine Frischluftzufuhr erforderlich ist», sagt Arthur Kasper, technischer Berater von feusuisse, dem Verband für Wohnraumfeuerungen, Plattenbeläge und Abgassysteme. Aber selbstverständlich sei auch ein nachträglicher Einbau ohne Weiteres möglich.

Konvektions- oder Strahlungswärme

Technisch unterscheiden sich Kaminöfen durch die Art der Wärmeabgabe von Speicher-Cheminées und Speicheröfen: Während der Kaminofen, mit kleinem Holz gefeuert, schnell Wärme abgibt, speichert ein Speicher-Cheminée oder -ofen die Wärme und gibt sie verzögert ab. Oder anders gesagt: Kaminöfen geben Konvektions-, Speicher-Cheminées oder Speicheröfen Strahlungswärme ab. Konvektionswärme wird über die Luft im Raum verteilt. Dabei gelangt kalte Luft von unten zum Heizkörper, verlässt ihn als warme Luft, steigt zur Decke, kühlt ab und fällt wieder auf den Boden. Ein Kreislauf, bei dem die Luft als Wärmeträger fungiert.

Im Gegensatz dazu erhitzt Strahlung nicht die Luft, sondern die Festkörper in einem Raum. Wärme durch Strahlung ähnelt der wärmenden Wirkung der Sonne. Beim Auftreffen auf einen festen Körper versetzen elektromagnetische Wellen diesen in Schwingung, was zu seiner Erwärmung führt. Die Luftfeuchtigkeit im Raum wird, anders als bei der Konvektionswärme, von der Strahlungswärme nicht tangiert. «Mit eingebauten Speichermassen kann aber auch ein Kaminofen seine Wärme verzögert als Strahlungswärme abgeben», so Arthur Kasper. Dazu muss man die Kaminöfen etwas detaillierter betrachten:

Die einfachste und günstigste Variante ist ein Stahlofen, bei dem sowohl die Verkleidung als auch der Innenausbau aus Stahl gefertigt sind. Diese Feuerstelle gibt seine Wärme schnell und direkt über die feuerfeste Sichtscheibe ab. Je grösser die Scheibe, desto grösser die Feuereinsicht aber auch der Anteil der Wärme, der bereits während dem Feuern an den Raum übergeht. Eine Wärmespeicherung erfolgt nicht, vielmehr ist häufig eine Überhitzung des Raums die Folge. Ein Stahlofen eignet sich zum Beispiel für das Ferienhaus, das bei der Ankunft möglichst rasch auf eine angenehme Raumtemperatur erwärmt werden soll, aber auch für das Wohnhaus, wenn der Kamin­ofen vor allem Atmosphäre schaffen soll und nur gelegentlich eingeheizt wird.

Speicherwärme unterstützt Heizung

Ist ein Stahlofen mit Keramik, Sand- oder Specksteinen bekleidet, verfügt er bereits über eine gewisse Speichermasse, gibt seine Wärme aber immer noch grösstenteils als Konvektionswärme und nur zu einem kleineren Teil als Strahlungswärme und damit verzögert ab. Ummantelte Kaminöfen arbeiten also bereits effektiver als Kaminöfen, die nicht ummantelt sind.

Bei der dritten Variante ist der Kaminofen aus Stahl gefertigt, verfügt aber im Innern über ein Speichermodul aus Speckstein oder Speicherschamotte, die Wärme langanhaltend als Strahlungswärme abgeben. Noch effizienter funktioniert ein Kleinspeicherofen, dessen Zugführung jener eines Kachelofens nachgebildet ist. Arthur Kasper erklärt: «Die Energie des Feuers und des heis­sen Rauchgases wird durch Schamotte aufgenommen und durch die grosse Speichermasse langsam als milde und gleichmässige Strahlungswärme über eine Zeit von acht bis zwölf Stunden abgegeben. Ein Kleinspeicherofen kann Wärme also sehr gut speichern und zur Entlastung einer Wärmepumpe, als Übergangsheizung oder in Passiv- und Niedrigenergiehäusern sogar als Alleinheizung dienen. Auch die dritte Variante wirkt heizunterstützend, während bei den zwei ersterwähnten Möglichkeiten häufig die Feuereinsicht wichtiger ist als die Wärme.»

Bauliche Voraussetzungen Einbau Kaminofen

  • Abgasanlage für Holzfeuerungen (Kamin), kann nachträglich eingebaut werden.
  • Verbrennungsluftzufuhr (Frischluftzufuhr). Nötig bei Neubauten oder sanierten Häusern mit dichten Gebäudehüllen, in denen keine frische Luft nachströmt. Grund: Dem Feuer fehlt der Sauerstoff, was eine übermässige Rauchentwicklung begünstigt. Diese Wirkung wird intensiviert durch Dampfabzüge oder Zentralstaubsauger. Die Frischluftzufuhr kann direkt vom Ofen nach aus­sen führen oder im Keller installiert werden.
  • Verfügt das Haus über ein kontrolliertes Lüftungssystem ist ein Frischluftanschluss zwingend erforderlich.

Kosten Kaminofen

Ein qualitativ guter Ofen ist ab 2500 bis 3000 Franken erhältlich. Kommen Kamineinbau und Frischluftzufuhr dazu, sind zu Baubeginn 15  000 bis 20  000 Franken zu budgetieren.

Wartung und Umweltverträglichkeit

  • Feinstaub fällt an. Dank fortgeschrittener Befeuerungstechnik sind diese Werte aber sehr gut. Wichtig ist ein Betrieb gemäss Bedienungsanleitung.
  • Holz ist CO2-neutral. Ein Baum nimmt gleich viel CO2 auf, wie er beim Verbrennen freisetzt. Voraussetzung: Das Brennholz stammt aus der Region.
  • Anfeuern ohne Zeitungspapier. Druckerschwärze ist umweltschädlich. Bessere Anzündhilfen sind wachsgetränkte Holzwollen (im Detailhandel erhältlich).
  • Asche über Hauskehricht entsorgen. Die Gesetzeslage ist klar: Asche muss über den Hauskehricht entsorgt werden, nachdem sie in einem Metallkübel mindestens zwei Tage abkühlt ist.
  • Eigenverantwortung seit Anfang 2018. Eigentümerinnen und Eigentümer sind für den Betrieb ihrer Feuerungsanlagen verantwortlich. Dazu gehört die regelmässige Reinigung und Prüfung des Ofens durch den Kaminfeger. Im Idealfall mit dem Kaminfeger ein Kontrollintervall festlegen, wenn der Kaminofen nur gelegentlich benutzt wird. Aber Vorsicht: Verursacht eine unzureichende Reinigung des Kamins einen Brand, können reduzierte Versicherungsleistungen die Folge sein.
  • Alte Zimmerofen sanieren. Ein Typenschild gibt Auskunft über die bestandene Prüfung eines alten Zimmerofens.
  • Erwerb über Internet. Der grösste Teil der im Internet verkauften Occasionen erfüllen die Normen nicht und müssen zuerst restauriert werden.
  • Ofenprüfung. Nebst den Brandschutzvorschriften müssen auch die von den Luftreinhalteverordnungen (LEV) erforderlichen Emissionswerte eingehalten werden.

Wirkungsgrad versus Heizleistung

Ein Kaminofen ist also in verschiedenen Ausführungen erhältlich und die Beratung im Fachhandel essenziell. Eine hohe Heizleistung ist keineswegs das wichtigste Qualitätsmerkmal für die Wahl eines Ofens. Im Gegenteil: Eine hohe Leistung führt oft zu einer Überhitzung des Raums und zu einem zu hohen Holzverbrauch. Arthur Kasper erklärt: «Neu gebaute oder sanierte Häuser haben einen geringeren Wärmebedarf als früher, sodass eine Heizleistung von fünf bis sechs Kilowatt – und das entspricht der durchschnittlichen Heizleistung eines Kaminofens – reichen würde, um das ganze Haus zu heizen.»

Doch der Zahlenvergleich hinkt: Auch wenn bereits ein einfacher Kaminofen über eine theoretische Heizleistung von sechs Kilowatt verfügt, kann er die Heizung nicht ersetzen. Die Wohnstube wäre überhitzt, wenn der dort stationierte Ofen zusätzlich das Bad und alle Schlafzimmer heizen sollte. Ohne regelmässige Holznachgaben wäre der Ofen ausserdem rasch wieder kalt. Viel wichtiger als die Heizleistung ist also die unterschiedliche Fähigkeit eines Ofens, Wärme zu speichern und abzugeben.

Oft wird die Heizleistung auch mit dem Wirkungsgrad verwechselt, der selbstverständlich möglichst hoch sein soll. Bei einem Wirkungsgrad von 80 Prozent werden von der zugeführten Gesamtmenge an Energie 80 Prozent in Wärme umgewandelt, während 20 Prozent als Abgase verloren gehen. Wichtig, und das betont Arthur Kasper mit Nachdruck, sei ausserdem, dass ein Kaminofen nicht stärker befeuert wird als in der Bedienungsanleitung vorgesehen. Auch wenn der Feuerraum viel Holz aufnehmen kann, darf die angegebene Holzmenge nicht überschritten werden. Und so sollte man sich vor dem Kauf eines Ofens zuerst fragen: Wozu benötigen wir den Kaminofen überhaupt?

Die häufigste Antwort auf diese Frage lautet: «Ambiente schaffen», ein Wunsch, zu dem vor allem, aber nicht nur, beherzte «Pyromantiker» neigen, die ein Feuer allzu gerne hegen und pflegen. Deshalb stehen Optik und Design der Öfen vielfach im Vordergrund, die Auswahl ist entsprechend gross. Und tatsächlich: Vor dem prasselnden Feuer einen heissen Tee oder ein Glas Wein zu geniessen, ist wie drei Tage Wellness in zwei Stunden. Feuer beruhigt, entspannt, schafft eine heimelige Atmosphäre, vermittelt auch ein bisschen Nostalgie und abseits aller Digitalisierung die Sicherheit: Mein Haus ist warm – auch ohne Strom.

Autorin

Sabine Born

Redakteurin HEV Wohneigentümer

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