Der Bundesrat möchte der Postfinance erlauben Hypotheken zu vergeben und sie teilprivatisieren. Über diese Pläne kann man geteilter Meinung sein. Sowohl bei der Frage ob die Postfinance teilprivatisiert oder besser gleich ganz privatisiert werden sollte, aber auch ob eine Staatsbank Hypotheken vergeben darf.
Es ist verständlich, dass es den Hypothekenanbietern nicht gefällt, wenn ein weiterer Akteur in diesen lukrativen Markt eintritt. Es ist auch richtig, dass wenn Postfinance mit einer Staatsgarantie Wettbewerbsvorteile hat, dies zu einer ungerechten Marktverzerrung führt. Wenn aber als Argument gegen den Eintritt der Postfinance ins Hypothekargeschäft die Gefahr einer Anheizung des Immobilienmarkts aufgezeichnet wird, und dass sich damit die Risiken im Immobilienmarkt erhöhen, kann dies einfach und sinnvoll vermieden werden.
Mit einer Reduktion der Hypothekarverschuldung verringern sich die Risiken im Immobilienmarkt. Dies kann mit der Abschaffung des Eigenmietwerts ohne Regulierungen erreicht werden. Viele Hauseigentümer werden ihre Hypothek freiwillig reduzieren und damit die Sorgenfalten der Nationalbank glätten. Dass dies den Anbietern von Hypotheken wiederum nicht gefällt ist verständlich. Deswegen wird auch in diesem Fall wieder eine Gefahr für den Immobilienmarkt heraufgeschworen.
Es wäre wünschenswert, wenn der Eigenmietwert möglichst bald abgeschafft wird. Dann wird sich die Verschuldungshöhe reduzieren und die Diskussion, ob die Postfinance ins Hypothekargeschäft einsteigen soll, kann ohne das Argument des Immobilienmarktrisikos geführt werden.
Leserbrief von HEV-Geschäftsführer Ralph Bauert im Landbote vom 7. September 2018 und Tages-Anzeiger vom 10. September 2018.