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Bericht Wohneigentum Region Winterthur 2024

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Windturbinen im Kanton Zürich – Entwertung von Liegenschaften und Landschaften

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Wer hätte vor wenigen Jahren gedacht, dass im Wasserschloss Schweiz einmal ein Stromengpass herrschen könnte? Wir waren mal Strom-Selbstversorger!

Selbst Thierry Burkhart sagte in der NZZ:

Vieles wurde versäumt, sonst müssten wir nicht in Birr ein Notkraftwerk bauen, das im Betrieb 70000 Liter Öl pro Stunde verbraucht. Nicht dass Sie mich falsch verstehen, wir brauchen dieses Kraftwerk. Aber es ist ein Symbol des Versagens der Energiepolitik der letzten Jahre.

Thierry Burkhardt, NZZ

Der Grüne Regierungsrat Neukom will nun den Kanton Zürich mit 120 Windturbinen vollstellen. Schönste Landschaften sollen ‚verspargelt’ werden. Bemerkenswert ist, dass sein Wohnort Winterthur verschont bleibt, obwohl um Winterthur (z.B. westlicher Eschenberg) bessere Windverhältnisse als in anderen ausgewählten Gebieten herrschen! Die vorgesehenen Windräder sind unvorstellbar gross: ca. 230 Meter; doppelt so hoch wie der Prime Tower.

Neukom will sein Konzept mittels Richtplaneintrag, unter Umgehung der Gemeinden, durchsetzen. Die geplante Einschränkung der demokratischen Rechte ist unverständlich, zumal es sich um einen starken Eingriff in das Landschaftsbild handelt. Die demokratische Mitwirkung für Gemeinden und Bevölkerung muss auf jeden Fall gewährleistet bleiben. Wichtig ist, dass Anlagen nur dort entstehen, wo wirklich ein optimaler Energieertrag einer möglichst bescheidenen Einschränkung gegenüberstehen. Der Kanton Zürich ist sehr dicht bebaut. Experten sind sich einig, dass in der Schweiz nichts gegen Solarenergie spricht, aber nur wenig für Wind.

Nun kann man sagen, dass wir alle helfen sollten, die drohende Energiekrise abzuwenden. Stimmt, nur wurde uns zur Energiestrategie 2050 erzählt, dass die Energiewende ohne grosse Einschränkungen vor sich gehen wird, und dass im Kanton Zürich nur etwa 20GWh an Windenergie aufgebaut würden. Nun soll es plötzlich 36 mal mehr sein. Aber selbst diese geplanten 735GWh sind nur wenige Prozent des jährlichen Stromverbrauchs des Kantons Zürich. Für diese kleine, flatterhafte "Stromernte", soll unsere schöne Landschaft massiv entwertet werden!

Bei Windstille, bei wenig und zu starkem Wind, sowie während der Vogelzugsaison laufen die Windräder nicht. Aber auch nicht wenn schon zu viel Strom, z. B. von deutschen Windrädern, im europäischen Netz ist. Dies alles mindert die Effizienz nochmals. Auch wenn im Winter etwas mehr Wind anfällt, ist der Windstrom im Winter nur manchmal vorhanden.

Der 2020 erstellte Windpark Gotthard brachte 2021 lediglich 10.8GWh Strom, was einer Effizienz von 10,5% entspricht.
Der Windpark Gries auf dem Nufenen erreichte 2021 eine Effizienz von gerade einmal 7.1% und lieferte nur während 622 von möglichen 8760 Stunden Strom. Zusammen erzeugten diese 2 Anlagen 2021 lediglich Strom, der 0.03% des Schweizer Stromverbrauchs entspricht.

Angesichts dieser Zahlen müssen Neukoms Angaben, dass im Kanton 735GWh Windstrom erzeugt, werden können, angezweifelt werden. Zum Vergleich: Das abgestellte AKW Mühleberg brachte uns 3000GWh Bandstrom (5% des Jahresverbrauchs der Schweiz) mit minimalem Platzbedarf.

Nebst der mangelnden Effizienz gibt es aber massive Folgen für Mensch und Tier:

  • Eine Lärmbelastung bis über 100dB pro Anlage, etwa so laut wie eine Motorsäge. Der Lärm ist pulsierend wegen der drehenden Rotoren, was ihn besonders lästig macht. In Windrichtung hinter dem Rad ist er besonders stark – zum Glück laufen sie nicht so oft!
  • Es entsteht pulsierender Schattenwurf bis über 1000 Meter entfernt vom Windrad bei tiefem Sonnenstand, d.h. über einen Sitzplatz streicht etwa alle 2 Sekunden ein Schatten.
  • Dadurch entsteht eine Entwertung von Immobilien in Sichtweite der Windräder, je grösser und näher diese sind umso stärker die Entwertung.
  • Gefährlicher Eiswurf im Winter: wenn über Nacht Regen an den Rotorspitzen gefroren ist, fliegt dieses Eis beim Wiederanfahren der Anlage durch die Luft,  weshalb weiträumige Sperrungen notwendig sind.
  • Ein Windrad benötigt ein Betonfundament mit etwa 700t Stahl, diese sind schwierig rückbaubar.
  • Für den Zugang zur Anlage braucht es 6 Meter breite, asphaltierte Strassen durch den Wald und durch Kulturland, sowie zusätzliche Stromleitungen.
  • Die Rotoren sind Sondermüll und werden heute meistens vergraben oder geschreddert und verbrannt. Sie sind auch Todesfallen für Vögel, Fledermäuse und Insekten, wodurch die Biodiversität leidet – gleichzeitig werden Steingärten um private Häuser verboten.

Ich bin für die Förderung erneuerbarer Energien. Auf unserem Haus haben wir eine Photovoltaik-Anlage mit Akku. Diese bringt jedoch in den Wintermonaten nur wenig Strom. Als rentabel kann sie jedenfalls nicht betrachtet werden – eher als Hobby meines Mannes.

Windturbinen auf dem Festland sind in hügeligem Gelände selten rentabel. Ausser auf dem Meer, wo der Wind gleichförmig – ohne Störungen durch Hügel – auf die Propeller trifft oder in grossen Ebenen wie Holland oder Norddeutschland. Unsere Vorfahren haben nicht ohne Grund in Holland Windmühlen und in den Bergen Staumauern gebaut.

In der Schweiz werden die unrentablen Windräder mittels dem Netzzuschlag auf unserer Stromrechnung subventioniert. Der Verein ‚Suisse Eole‘ greift diese Subventionen optimiert ab; etwa 400 Millionen stehen bereit. Es wurde von Regierungsrat Neukom behauptet, dass Windstrom Winterstrom ist. Das ist komplett falsch. Das Beispiel Deutschland zeigt, dass man nur mit Wind und Solar nicht durchkommt. Bild 1 zeigt, dass im Winter Solarzellen (gelb) wenig bringen, auch Windstrom gabs letzten Dezember in der ersten Monatshälfte nur wenig. Also wurden die Kohle- und Gaskraftwerke angeworfen (grau), und damit der CO2-Emissionsfaktor auf Höhen getrieben, welche die Schweiz NOCH NIE erreicht hat.

Bild 1: Stromerzeugung und Verbrauch in Deutschland vom 2.12.2022 bis 2.1.2023. Gelb: Solarstrom, Blau: Wasserkraft, Grau: Kohle Quelle: agora-energiewende.de

Für eine zuverlässige Stromversorgung brauchen wir Bandstrom, welcher auch nachts, bei Nebel und Windstille verfügbar ist. Wir können nicht wie Deutschland CO2-Schleudern hochfahren für Bandstrom, sondern müssen diesen importieren – dann eben Kohle- oder Atomstrom. Für eigenen Bandstrom müssen wir wahrscheinlich die Atomkraft als Übergangstechnologie wieder ins Auge fassen. Eine entsprechende Motion gegen Denkverbote bei Atomstrom habe ich letzte Session eingereicht.

Ausserdem gäbe es einige Alternativen, über welche im UVEK nicht einmal nachgedacht wurde. Hier einige Denkanstösse:

  • Geothermie mit Erdsonden bringt heute schon 4.6TWh Wärme. Pro 100m Bohrtiefe wird der Boden 3 Grad wärmer. 99% der Erde ist über 1000Grad heiss – eine riesige Energiequelle. Mitteltiefe bis tiefe Bohrungen können selbst zur Stromerzeugung mit Wasserdampf genutzt werden.
  • 2 Anlagen der Grösse des geplanten Solarparks Grengiols (VS) könnten praktisch die Leistung aller geplanten Windturbinen in der Schweiz ersetzen.
  • Mit 2 neuen Gaskraftwerken könnten bei geringstem Platzbedarf etwa 600 Windräder ersetzt werden – die erst noch Bandstrom liefern.
  • Warum nicht eigenes Erdgas? Das UVEK schätzte 2018 die Gasvorkommen im Untergrund der Schweiz auf 114 bis 3400 Milliarden Kubikmeter. Bei einem jährlichen Verbrauch von 3,2 Milliarden könnten wir Selbstversorger sein, bis Solarstrom gespeichert werden kann.
  • AKWs der neusten Generation welche mit Atommüll betrieben werden können. Dies würde auch die Endlagerthematik entschärfen.
  • LIMECO, das Regiowerk fürs Limmattal, zeigt innovative Lösungen: Das regionale Werk vereinigt eine Kehrichtverbrennungsanlage mit angeschlossenem Dampfturbinen-Kraftwerk, einem Fernwärme-Netz, einer Abwasserreinigungs-Anlage und neuerdings eine Power-to-Gas-Anlage. Hätten alle 30 KVA der Schweiz eine solche Gasumwandlung könnten wir ganz auf Gasimporte aus Russland verzichten.
  • Die Aufhebung der Laufzeitbeschränkung der Notstromgruppen aller grossen Unternehmen der Schweiz - jetzt 50 Stunden pro Jahr - könnte akute Strommangellagen verhindern. Dies brächte so viel zuschaltbaren Strom wie das AKW Gösgen – speziell für kurze Stromengpässe im Winter ideal. Dies könnte der Bundesrat sofort entscheiden.
  • Kompromissloser Ausbau der Wasserkraft, auch wenn dazu das Verbandsbeschwerderecht beschränkt werden muss.

Es gibt es viele Möglichkeiten. Wir dürfen uns nicht nur auf Solar und Wind versteifen – öffnen wir den Horizont.

Bild 2: Die Windturbinen werden immer grösser. Man beachte den Lastwagen. Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=44444943

Was jetzt aber schon klar ist: der Schweiz werden im Jahr 2050 etwa 50 TWh Strom fehlen, wenn wir so weitermachen. Das sind 85% des jetzigen Jahresverbrauchs, welche gemäss Energiestrategie mit Importen hätte gedeckt werden sollen. Wir brauchen einen Marschhalt in der Zürcher Energiestrategie. Diese riesigen Windturbinen, die wie Gesslerhüte weit sichtbar hoheitlich verordnet in die Landschaft gepflanzt werden sollen, müssen zumindest demokratisch legitimiert sein. Schon gar nicht dürfen föderalistischen Rechte der Gemeinden umgangen werden. Immerhin hat das Bundesgericht bestimmt, dass die Gemeinden Abstandsvorschriften zu Windturbinen erlassen können.

Zusätzliche Informationen

  • Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Vereins ,Freie Landschaft Schweiz‘ ( www.fl-zh.ch ).
  • Eine interessante Live-Übersicht über die Stromerzeugung in ganz Europa aufgeteilt in Atom, Kohle, Wind, Solar usw. finden Sie in dieser App: electricitymaps.
  • Unter der App ‚Juvent‘ können Sie die aktuellen Stromerzeugungsdaten eines der grössten schweizerischen Windparks auf dem Jurakamm live verfolgen.
  • HEV-Ratgeber: Einfluss von Windenergieanlagen auf Immobilienpreise
Autorin

Therese Schläpfer

Nationalrätin, alt Gemeindepräsidentin, Vorstandsmitglied Hauseigentümerverband Region Winterthur und Regionalvertreterin Winterthur-Land

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